Aufnehmen
, verb. irreg. (
S. Nehmen,) welches in doppelter Gattung üblich
ist.1. Als ein Activum. 1. Herauf nehmen, ingleichen hinauf nehmen, und zwar,1)
Eigentlich, in die Höhe nehmen, besonders was auf der Erde liegt, mit der
Hand aufheben. Etwas von der Erde aufnehmen. Eine Stecknadel, ein Stück
Geldes aufnehmen. Ingleichen hinauf nehmen, besonders in weiterer Bedeutung.
Bis an den Tag, da er aufgenommen ward, da er gen Himmel fuhr, Apostelgesch. 1,
2. Aufgenommen in die Herrlichkeit, 1 Timoth. 3, 16.2) In weiterer Bedeutung,
durch andere Mittel auf- und annehmen. So kommt dieses Wort z. B. bey den
Jägern vor, vermittelst des Geruches aufheben. Eine Fährte wohl
aufnehmen, wird von einem Leithunde gesagt, wenn er die verlangte Fährte
bald von anderen unterscheidet und findet.3) Figürlich. (a) In der
Feldmeßkunst. Ein Feld, eine Gegend, einen Wald aufnehmen, ausmessen, um
ihn in einen Riß zu bringen, in Grund legen. (b) Zu sich nehmen, in
Verwahrung nehmen. So heißt es in den Rechten an einigen Orten noch, ein
Gut aufnehmen, es in Verwahrung nehmen. (c) Eine Zeche aufnehmen, in den
Bergwerken, sie übernehmen, um sie zu bauen, welches durch die Muthung
geschiehet. Einen Stollen aus dem Freyen aufnehmen, eben daselbst, ihn ganz neu
bauen, einen neuen Stollen bauen. (d) Geld aufnehmen, borgen, es als ein Anlehn
zu sich nehmen. Geld auf Wechsel, auf eine Verschreibung, auf ein Unterpfand
aufnehmen. Auf eines andern Nahmen Geld aufnehmen. (c) Eine Rechnung aufnehmen,
sie den andern umständlich ablegen lassen. Ein Protokoll, eine Registratur
aufnehmen, in den Rechten, sie veranstalten und niederschreiben. Im
Oberdeutschen sagt man auch jemandes Gründe aufnehmen und beantworten, sie
anhören und erwägen. (f) In seine Verbindung nehmen. Einen Fremden
aufnehmen, ihn in seyn Haus nehmen, ihn beherbergen. Einen mit aller
Höflichkeit aufnehmen. Was bey den Handwerkern aufdingen genannt wird,
heißt bey den Jägern aufnehmen, d. i. in die Lehre nehmen. Einen zum
Bürger aufnehmen. Einen in eine Gesellschaft, zum Freunde, an Kindesstatt
aufnehmen. Ingleichen von der Art, wie man einen Ankommenden annimmt und ihm
begegnet. Jemanden gut, schlecht, liebreich, kalt u. s. f. aufnehmen. Ich wurde
sehr schlecht von ihm aufgenommen. Warum ist dieser Betrieger in deiner
Gesellschaft so wohl aufgenommen. Dusch. Ferner, (g) wird dieses Verbum
gebraucht, den Eindruck zu bezeichnen, welchen die Worte und Handlungen eines
andern mit unserm Willen auf uns machen. Etwas wohl, übel aufnehmen. Etwas
für Scherz, für Ernst, oder als Scherz, als Ernst, aufnehmen. Ich
weiß nicht, wie er das aufnehmen wird. Einige Worte haben uns entzweyet,
die im Scherz gesagt, und im Ernste aufgenommen wurden, Dusch. Wenn sie meine
Gefälligkeiten günstig aufnehmen wird. (h) Es mit einem aufnehmen,
sich mit ihm in einen Zweykampf, und in weiterer Bedeutung auch, in einen jeden
Streit oder Wetteifer einlassen. Er nimmt es mit jedermann auf. Ich mag es
nicht mit ihm aufnehmen. Die eigentliche Bedeutung des Verbi in diesem
Verstande ist dunkel, und beziehet sich vermuthlich auf einen bey den
Zweykämpfen ehedem üblichen Gebrauch; vielleicht auf den,nach welchem
der Herausgeforderte den von dem Herausforderer auf die Erde geworfenen
Handschuh aufnahm, wenn er sich mit ihm schlagen wollte.2. * Widerrufen,
aufheben; doch nur in den Rechten, wo einen Termin aufnehmen, in dieser
Bedeutung vorkommt.II. Als ein Neutrum, welches das Hülfswort haben
erfordert, zunehmen, wachsen. 1) * In eigentlicher Bedeutung, im Gegensatz des
Abnehmens. Wenn der Mond aufnimpt und abnimpt, Buch der Natur, Augsb. 1483. Das
das Hercz alle jar auffnäm ein kleine größ, ebend. Diese
Bedeutung ist jetzt veraltet; indessen gehöret doch noch der Gebrauch der
Jäger dahin, da sie für empfangen, trächtig werden, aufnehmen
gebrauchen. Der Hund, das Wild nimmt auf. Auch sagt man von den Stuten,
daß sie leicht, schwer aufnehmen, für empfangen. 2) Figürlich,
doch nur als ein Reciprocum, sich aufnehmen, seine bürgerlichen
Umstände verbessern. Er nimmt sich an diesem Orte sehr auf. In Aufnehmen
kommen. Einen in Aufnehmen bringen.Anm. Das Substantiv die Aufnehmung kann die
Handlung des Aufnehmens in den Bedeutungen des Activi ausdrucken.
S. auch Aufnahme. Ehedem bedeutete dieses Verbum auch
anstehen lassen, aufschieben, von welcher und noch einigen andern jetzt
veralteten Bedeutungen Haltaus h. v. nachzusehen ist. [
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