* Auferbauen
, verb. reg. act. welches aber nur im Oberdeutschen üblich
ist, so wohl in der eigentlichen Bedeutung für aufbauen, als auch in der
figürlichen theologischen für erbauen. Im Hochdeutschen ist so wenig
gebräuchlich, als das Adjectiv auferbaulich, für erbaulich, und das
Substantiv Auferbauung, für Erbauung.Anm. Da wir im Hochdeutschen noch
einige Zeitwörter haben, welchen die beyden Partikeln auf und er zugleich
vorgesetzet sind, und sich diese Verba so wohl in ihrer Conjugation, als auch
in ihrem Gebrauche merklich von andern unterscheiden: so wird es nicht
undienlich seyn, hier etwas von ihnen überhaupt anzumerken, damit es nicht
hernach bey einem jeden ins besondere geschehen dürfe.1) Die Verba dieser
Art, welche noch im Hochdeutschen gänge und gebe sind, sind: auferlegen,
auferstehen, auferwachen, auferwecken, und auferziehen. Die Oberdeutsche
Mundart hat noch auferbauen, und vielleicht noch einige andere. Veraltete aber
sind: auferheben, auferrichten, aufersteigen, u. a. die bey dem Kero, Ottfried,
Notker und Tatian vorkommen, und aufersterben, für ansterben, bey dem
Haltaus.2) Alle diese Verba kommen darin mit einander überein, daß
sie eigentlich eine Bewegung in die Höhe bedeuten, welche Bedeutung jede
der beyden Partikeln auf und er schon für sich allein hat. Man sagte daher
auch in dem Alterthume eben so oft erstehen, erbauen, erwachen, erwecken, und
aufstehen, aufbauen, aufwachen, aufwecken, als mit beyden zusammen genommen
auferstehen u. s. f.3) Diese letzte Form scheinet, außer der
natürlichen Neigung der mittlern Franken und Alemannen zu langen und
mehrmahls zusammen gesetzten Wörtern, vornehmlich durch die Zweydeutigkeit
der Partikel er, welches die erste und älteste Form dieser Wörter
war, veranlasset zu seyn. Diese Partikel bedeutet so wohl auf, [
483-484] als auch aus, so wohl eine Bewegung in die Höhe, als
auch eine Bewegung aus der Tiefe und aus dem Innern einer Sache. Um nun ihre
jedesmahlige Bedeutung genau zu bestimmen, setzte man nochmahls noch die
Vorwörter auf und aus daran, und so entstand im ersten Falle auferbauen,
auferstehen, u. s. f. und im letztern auserkiesen, auserkoren, auserlesen,
ausersehen, auserwählen;
S. jedes dieser Wörter besonders. Es erhellet
dieses,4) Zugleich aus der unbeständigen Conjugation dieser Wörter in
dem Alterthume. Tho er uf fon themo grab yrstuant, Erstuant er uf snello,
Ufirstuant si snello, Uz fon themo grabe irstuant, sind alles
Wortfügungen, die bey dem Ottfried vorkommen, und wo auf und aus nur
zugesetzet werden, die Bedeutung der Partikel er näher zu bestimmen. Heut
zu Tage hingegen wird aufer - in der Conjugation als eine untrennbare Partikel
angesehen, welche beständig mit dem Verbo verbunden bleibet. Als er
auferstand, und nicht, als er erstand auf.5) Indessen sind diese Verba im
Hochdeutschen doch nicht in allen Zeiten üblich; nicht als wenn sie ihrer
Natur nach solches nicht verstatteten, sondern bloß um des unterlassenen
Gebrauches willen. Der Imperativ und das so genannte Gerundium mangeln ihnen
gänzlich, und das Präsens und Imperfectum, so wohl im Indicativo als
Conjunctivo, können nur mit den Partikeln als, da, ob, damit, daß,
auf daß, weil, so lange, so oft, und vielleicht noch einigen andern,
ingleichen mit den Relativen, der, welcher u. s. f. gebraucht werden.
Außerdem muß entweder die Partikel auf oder er zurück bleiben.
So sagt man z. B. nicht, ich auferziehe ihn, sondern ich erziehe ihn, oder
ziehe ihn auf; nicht ich auferwachte, sondern ich erwachte, oder ich wachte
auf; wohl aber, da ich ihn auferziehe, der mich auferweckte, wenn ich
auferstehe, so oft ich ihm die Strafe auferlege u. s. f. [
485-486]