Die Aue
, plur. die -n. 1) * Ein fließendes Wasser, welche
Bedeutung aber im Hochdeutschen nicht mehr üblich ist. Indessen
führen in ganz Niedersachsen noch viele Flüsse den Nahmen der Auen,
und im Holsteinischen ist dieses Wort in dieser Bedeutung noch häufiger.
2) Eine an einem solchen Wasser gelegene Gegend, eine von Flüssen
durchschnittene und folglich fruchtbare Gegend, dergleichen in dem
nördlichen Thüringen die goldene Aue ist. 3) In weitere Bedeutung,
ein gutes Weideland, ein Feld, wo gute Weide ist, weil Gegenden, die an
Flüssen liegen, vorzüglich gute Weide zu haben pflegen.
Sit das der winter hat die bluomen in getan Der kleinen vogelin
sussen sankIn walde und auch in ouwen, König Wenzel.
Er weidet mich auf grüner Auen, (Aue) Ps. 23, 3. Ich
will sie in ihr Land führen, und will sie weiden auf den Bergen Israel,
und in allen Auen, und auf alle Angern des Landes, Jerem. 34, 13. Diese
Bedeutung ist heut zu Tage im gemeinen Leben nur noch an einigen Orten
üblich, in der höhern und poetischen Schreibart aber kommt sie desto
häufiger vor.
Sängerinn der schönsten Aue, Gleim.
4) In noch weiterer Bedeutung, ein jeder grüner oder mit
Gras bewachsener Platz, ein Anger. In diesem Verstande bedeutet Aue in
Oberdeutschland und besonders in Schlesien einen mitten im Dorfe gelegenen
grünen Platz.
S. Aurecht.Anm. Aue, bey dem Ottfried ouu, bey den
Schwäbischen Dichtern owe, gehöret ohne Zweifel zu Ach, so ferne es
Wasser, und besonders ein fließendes Wasser bedeutet, welches auch Aha,
Auha, Aucha und Acha geschrieben wurde;
S. Ach. Luther gebraucht es oft für Weide,
decliniret es aber nach Oberdeutscher Art, Genit. der Auen u. s.
f. [
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