Auch
, eine Conjunction, welche alle Mahl eine Vermehrung des vorher
gehenden, oder einen Zusatz zu demselben andeutet, und so wohl einzelnen
Wörtern, als auch ganzen Sätzen zugesellet wird.I. In Ansehung
einzelner Wörter vertritt es die Stelle des und, nur daß es nicht so
scharf verbindet, als diese, sonders mehr einen Zusatz bezeichnet. Reichthum
und Ehre, auch Vergnügen, alles ist eitel. Ein redlicher, wie auch ein
gelehrter Mann. Es sind nunmehr alle Anstalten zu Aufzeichnung der jungen
Leute, auch Aushebung der Mannschaft gemacht worden. Ingleichen, in
Gesellschaft der sich auf einander beziehenden Partikeln, nicht allein -
sondern auch; so wohl - als auch. Er hat nicht allein seyn Vermögen,
sondern auch seinen guten Nahmen verloren. So wohl dieses, als auch jenes ist
mir verächtlich. Er hat so wohl dich, als auch mich eingeladen. Der
Reichthum theilet so wohl den Adel, als auch die Schönheit mit.
S. Als, wo bereits bemerket worden, daß das auch in
diesem Falle auch weggelassen werden kann. Oft dienet es auch dem und zur
Begleitung. Im Walde, und auch auf dem Felde. Zuweilen bezeichnet diese auch,
eine Steigerung oder Gradation der Begriffe, und kann alsdann mit sogar
verwechselt werden. Und wenn ich noch zehn, auch zwanzig Jahr warten sollte.
Einen noch häufigern Gebrauch aber macht man von dieser Partikel,II. In
Verbindung ganzer Sätze, indem es so wohl einstimmige, als auch entgegen
stehende Sätze an einander knüpfet.1. Bey einstimmigen Sätzen
ist die Verbindung oft ganz einfach, und dient bloß einen Zusatz zu dem
vorigen anzudeuten. Graben mag ich nicht, so schäme ich mich auch zu
betteln. Weil dadurch alle Hoffnung zur Einigkeit benommen, auch vieles
Ärgerniß angerichtet wird. Selbst zu Anfange eines Satzes oder einer
Periode. Auch ist noch dieses zu bemerken, daß u. s. f. Besonders wenn
eine Sache, welche bereits von einem Subjecte behauptet worden, oder als
bekannt voraus gesetzet wird, noch von einem andern Subjecte behauptet wird.
Bejahen sie etwas, so sagt er auch ja. Ich werde mich nicht auch verführen
lassen. Seitdem ich sie traurig gesehen habe, habe ich große Lust es auch
zu seyn, Gell. Um des Nachdruckes willen wird dieses auch dem zweyten Subjecte
auch wohl vorgesetzet. Auch er scheint zu glauben, daß u. s. f. Sie haben
mir ja gemeldet, daß auch sie eine erfreuliche Nachricht erhal-ten
hätten, Gell. In einigen Fällen kann es in dieser Bedeutung seine
Stelle auf mancherley Art verändern, nachdem es der Ton oder der Nachdruck
der Rede erfordert; z. B. er ist auch ein solcher, oder auch er ist ein
solcher, oder ein solcher ist er auch.Auch begleitet in dieser Bedeutung gern
die verbindenden Partikeln nicht nur, oder nicht allein - sondern auch, und so
wohl - als auch, und zu der erstern ist es sogar unentbehrlich. Die Räuber
haben ihn nicht allein geplündert, sondern auch verwundet. Ich habe ihn
nicht allein gesehen, sondern auch gesprochen. Er wurde so wohl geehret, als
auch zu den vornehmsten Bedienungen befördert.Zuweilen bezeichnet es eine
Gradation, und da wird es dem Nennworte, welches diese Steigerung enthält,
alle Mahl vorgesetzet. Auch dieses will ich noch entschuldigen. Es ist auch
nicht Einer davon gekommen. Die Tugend macht auch die Armen reich. Auch die
vergangene Zeit hat keine Freude mehr für mich. Wollen sie mir auch dieses
Vergnügen nicht gönnen. Auch seyn Vergehen ist noch ein Verdienst,
Gell. Ja, wie sie sehen, auch an meinem Geburtstage kann ich nicht ohne Arbeit
seyn, ebend.2. In entgegen stehenden Sätzen hat diese Partikel am
häufigsten eine einräumende oder zulassende Kraft, und gehöret
alsdann zu den concessiven Conjunctionen. Es geschehe auch, wenn es wolle. Wie
oft es auch wolle. Wer er auch ist. Ich wollte ihm diese Beleidigung, so
groß sie auch ist, gerne vergeben, Gell. Sie kommen nicht zu einander, so
sehr er es auch wünscht.
Verlier ich doch, so mächtig ich auch bin, An dir den Ruhm
der größten Zauberinn, Gell.
3. In andern Fällen begleitet es zuweilen die Ursache
eines vorhergenden Ausspruches, besonders in Gesellschaft mit dem aber. Er ist
gelehrter als du, er ist aber auch älter. Besonders wenn in dieser Ursache
zugleich ein Verweis verborgen lieget. In welcher Angst bin ich! aber warum
habe ich ihn auch hergeführet? Warum läßt er mich auch nicht
zufrieden? Ja wohl, wer heißts ihm auch? Rost. Er ist auch nicht dumm.Oft
drucket es auch eine Verbindung aus, und stehet alsdann so wohl mit als ohne
wenn. Gewinnen sie auch nichts damit, so sollen sie es doch zeitlebens
genießen; oder wenn sie auch nichts damit gewinnen, u. s. f. Wenn sie es
nun auch gethan hätte. Wenn sie nun auch diese Stunde ein Wahl verlegte.
Endlich,4. Gehöret hierher noch ein doppelter Gebrauch dieser Partikel,
welchen sich besonders die Kanzelleyen eigen gemacht haben. 1) Nachschriften an
Briefen und Memorialen damit anzufangen. Auch Gnädigster Fürst und
Herr. 2) Wenn mehrere Personen von unterschiedenem Stande zugleich an eine
andere schreiben, so wird der in den Titulaturen nöthige Unterschied
alsdann durch auch bemerket. Im Jahre 1741 schrieb das Churfürstliche
Collegium an das Capitul zu Aachen und titulirte es: Ehrsame, auch
Würdige, Liebe Andächtige und Besondere, auch gute Freunde; in
welchem Falle die Titel Ehrsame, und Liebe Andächtige und Besondere, von
den in Person gegenwärtigen Churfürsten, die übrigen aber von
der Gesandten der Abwesenden verstanden werden müssen.III. Dienet diese
Partikel in vielen Fällen bloß die Rede zu ergänzen, und ihr die
gehörige Ründe und Vollständigkeit zu geben, ohne daß sie
eben eine merkliche eigene Bedeutung hätte. So hilfst sie zuweilen eine
Bejahung verstärken; z. B. jedermann nennet ihn gelehrt, und er ist es
auch. Diese bejahende [
463-464] Kraft hatte schon das
Gothische auk und das alte Schwedische ok, aber auf eine weit mehr hervor
stechende Art.Auch in solchen Ausdrücken, welche eine Besorgniß,
einen Einwurf u. s. f. enthalten, ist diese Partikel sehr bequem, den Numerum
der Rede zu ergänzen. Wenn die Steine nur auch echt sind. Wenn ihn der
Bediente nur auch angetroffen hat, Gell. Ach, wenn ich nur auch heute zu einer
Sache geschickt wäre, die so viele Überlegung erfordert, ebend.Am
häufigsten wird dieses Wörtchen in Fragen gebraucht, besonders, wenn
sie einen versteckten Einwurf enthalten. Ist dirs auch lieb? Ist es ihnen auch
zuwider, wenn ich zu ihnen komme? Haben sie mich auch noch lieb? Soll ichs auch
glauben? Ist es denn auch gewiß, oder betriegen mich meine Augen? Gell.
Geht dirs auch nahe? ebend. Aber wissen sie denn auch, daß sie dazu
verbunden sind? ebend.Zuweilen begleitet es den Ausdruck der Ironie: jetzt ist
es auch Zeit zu weinen. Ingleichen des Unwillens: die verdammte Post, ich
weiß auch nicht wo sie bleibt! Eines gelinden Verweises: sie bitten sich
auch sehr geringe Dinge aus u. s. f.Wenn diese Partikel bloß zur
Ergänzung der Rede dienet, hat sie den Ton niemahls. Überhaupt
bekommt sie denselben selten, und fast nur alsdann, wenn sie zur Behauptung
eines Prädicates von einem zweyten Subjecte dienet.Anm. Auch, Goth. auk,
bey dem Kero und Isidor auh, bey dem Willeram, Ottfried und Tatian ouh, Angels.
eake, eke, Nieders. ook, Holländ. oock, Dänisch og. Schwed. ok und
och, Isländ. og, kommen mit dem Latein. ac, quoque, und dem Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
genau überein, selbst in der Bedeutung, indem auch bey den ältesten
Alemannischen Schriftstellern sehr häufig für und gebraucht wird.
Selbst das Hebr. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , ach und ko, auch, gehören hierher. Im Gothischen
kommt auch das Verbum aukan, vermehren, vor, welches bey den Alemannen auhhen
und auhhon, bey den Angelsachsen aecan, eacan, alt Engl. eke, lautete. Die
Schwed., Holländ., Dänen und Nieders. haben es noch. Das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
und , das alte Latein. aucare bey dem Plautus, und das spätere augere,
sind genau damit verwandt, und es ist wahrscheinlicher, daß das Verbum von
der Partikel abstammet, als daß diese von jenem entsprungen seyn sollte.
Die alten Alemannen und Franken hatten noch einen Partikel joch. bey Kero
iohauh, bey dem Notker, Isidor und Ottfried ioh, welche aus ja auch zusammen
gesetzet ist, und von ihnen alle Mahl da gebraucht wurden, wo wir unser auch
setzen. Das einfache auch hingegen wurde von ihnen größten Theils
für und, und sondern gebraucht. Dieses joch ist einigen Oberdeutschen
Mundarten noch vorhanden. [
465-466]