Athemen
, oder Athmen, verb. reg. 1. Neutrum, welches mit dem
Hülfsworte haben verbunden wird, Athem hohlen, und ausstoßen, doch
mehr in der edlern und höhern Schreibart, als im gemeinen Gebrauche. Wie
pocht mir das Herz! Es ist mir so zusammen gepresset, daß ich kaum athmen
kann, Weiße.
Ihr Busen athmet schwer von pressendem Verlangen, Wiel.
Figürlich, leben.
Orestes athmet doch, und wünschte nicht zu leben,
Schleg.
2. Activum. 1) Mit dem Athem in sich ziehen.
Warum athmet ihr nicht die frischesten Düfte der Rosen Und
die reineste Luft voll aromatscher Gerüche? Zachar.
Figürlich, genießen. Hier wohnet die sichere Ruh,
hier athmet man nichts als Frieden. In einem Alter, wo man sonst nur
Vergnügen athmet.
Wo bin ich, o HimmelIch athme noch Leben! Raml.
2) Vermittelst des Athens mittheilen. Laß mich meine
Seele noch in die deinige athmen, Weiße. 3) Ausdünsten, verbreiten;
nach einer fast zu harten Figur. Hier athmen die Blumen die süßesten
Gerüche. Schlüpfrige Stücke, die statt der Liebe Wollust
athmen.Anm. Athemen lautet bey dem Notker geatemen, und in der Mitte des 15ten
Jahrhundertes in Oberdeutschland geatem undauttmen. In Boxhorns Glossen wird
atmizit durch anhelat gegeben. Das Activum äthemen ist nur in der
Zusammensetzung abäthemen gebräuchlich, so wie das Adjectivum athemig
nur zuweilen in kurzathemig und schwerathemig gehöret
wird. [
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