Die Arbeit
, plur. die -en, ein Wort, welches so wohl die angestrengte
Anwendung der Leibes- und Seelenkräfte, als auch den Gegenstand dieser
Anwendung zu bezeichnen gebraucht wird. Es bedeutet also,I. Die Anwendung
seiner Kräfte, so fern sie mit Anstrengung verbunden ist; und zwar,1. In
eigentlicher Bedeutung, die angestrengte Anwendung der Leibeskräfte,
vornehmlich, um zeitliches Vermögen damit zu erwerben. Eine schwere,
harte, saure, leichte Arbeit. Einen zu Arbeit anhalten. Vergebliche Arbeit
thun. Seine Arbeit verrichten. Sich an eine Arbeit machen, dieselbe anfangen.
An seine Arbeit gehen. Von der Arbeit kommen. Ich traf ihn in voller Arbeit an.
In voller Arbeit begriffen seyn. Etwas in die Arbeit nehmen, daran zu arbeiten
anfangen. Sprichw. Wie die Arbeit, so der Lohn. Besonders haben sich dieses
Wort die Handwerker eigen gemacht, den ganzen Umfang der zu ihrem Handwerke
gehörigen Beschäftigungen damit auszudrucken. Bey einem Meister in
Arbeit stehen. Einem aus der Arbeit gehen, eines Meisters Dienste wider dessen
Willen verlassen. Einen Gesellen bey einem Meister in Arbeit bringen.2. In
weiterer Bedeutung, die pflichtmäßige Anwendung der
Seelenkräfte; in welcher Bedeutung die meisten der oben von der
Leibesarbeit angeführten Ausdrücke gleichfalls üblich sind. Man
sagt daher auch hier: seine Arbeit verrichten, sich an eine Arbeit machen, an
seine Arbeit gehen u. s. f.3. Figürlich. 1) Die innere Bewegung lebloser
Körper, besonders diejenige, welche durch die Gährung hervor gebracht
wird. Denn so sagt man im gemeinen Leben: das Bier, der Wein ist in der Arbeit,
er gähret. Dann aber auch, doch nur in der höhern Schreibart, eine
jede heftige Bewegung lebloser Körper. So wird in den Monseeischen Glossen
arapeiti durch Sturmwind erkläret; und auf eben die Art könnte auch
der Dichter ein Ungewitter, das Brausen des Meeres u. s. f. eine Arbeit der
Natur nennen. 2) Mühe, Beschwerlichkeit. Das hat mir viele Arbeit
gekostet. Viele Mühe und Arbeit ausstehen. Ehedem erstreckte sich diese
Bedeutung noch weiter, und war für Verdruß, Schmerzen, Verfolgung, u.
s. f. sehr gewöhnlich. Bey dem Ottfried kommt daher arabeit mehrmahls
für Geld vor. Mit arabeitin uuerbent si, mit Schmerzen sind sie umgeben,
sagt eben derselbe B. 1. K. 18, 77. Schon Kero gebraucht arabeiti für
tribulatio, und im Theuerdank findet man es oft für Sorge, Verdruß u.
s. w.
Wie er den Helden bringen kundtIn schaden angst not und
arbeyt, Theuerd. Kap. 41.
Auch in der Deutschen Bibel findet sich diese Bedeutung sehr
oft; z. B. Mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden, Es. 43, 24. Im
Hochdeutschen ist sie nicht mehr üblich, außer daß Arbeit
zuweilen noch für Mühe gebraucht wird.II. Der Gegenstand der Arbeit,
und zwar,1. Dasjenige, was durch die Arbeit hervor gebracht werden soll, jedoch
ohne Anstrengung der Kräfte dabey auszuschließen. Jemanden eine
Arbeit geben, auftragen. Er hat viele Arbeiten, ist mit Arbeiten
überhäuft. Ich will sogleich an meine [
417-418] Arbeit gehen. Jemanden an eine Arbeit stellen. Besonders bey den
Handarbeitern. Arbeit suchen, finden, bekommen. Eine Arbeit übernehmen.
Einem eine Arbeit verdingen. Keine Arbeit machen, im gemeinen Leben,
eigentlich, nichts zu arbeiten mehr übrig lassen, alle vorhandene Arbeit
vollbringen.2. Dasjenige, was durch Arbeit hervor gebracht worden. Das ist
seiner Hände Arbeit, er hat es verfertiget. Es ist meine Arbeit. Gelehrte
Arbeiten. Die Nachsicht, die man gegen meine Arbeiten bewiesen. Erhabene
Arbeit, getriebene Arbeit, halb erhabene Arbeit u. s. f. Eine Arbeit
abliefern.Anm. In dem alten Augsburgischen Stadtbuche, welches im 13ten
Jahrhunderte geschrieben worden, kommt Arbeit auch für ein durch Arbeit
erworbenes Gut, Eigenthum, Erbe vor.
S. Erbe 3. Arbeit, Alemann. und Fränk. Arabeit, alt
Schwed. Arfwode, Isländ. Erfinde, kommt vermuthlich von ären,
pflügen, arare her, und bedeutet eigentlich die Acker- oder Feldarbeit,
und in weiterer Bedeutung, eine jede Anstrengung seiner Kräfte. Nur die
Bedeutung der letzten Sylbe ist noch etwas dunkel. Frisch hält sie nicht
unwahrscheinlich für das Zeichen der Abstractorum, und da wäre aus
Arwde, Arbeit geworden. Das Slavonische Robota, Arbeit, welches noch in dem
Österreichischen und Böhmischen Robat, Frohne, lebt, scheint nicht
bloß zufällig mit Arbeit verwandt zu seyn. [
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