Das Antlitz
, des -es, plur. die -e, eine Benennung des Angesichtes, welche
aber im gemeinen Leben nicht mehr üblich ist, sondern nur in der
höhern Schreibart gebraucht wird, besonders von dem Angesichte solcher
Personen, welchen man Ehrerbiethung schuldig ist.
Umsonst umfloß der Himmel, mit Sternen
übersät, Ihr hingebücktes Antlitz in heller Majestät,
Dusch. Und wenn sie im SchlummerIhren Geliebten noch steht, beugt sie sich
über sein Antlitz, Zach.
In Luthers Bibel kommt dieses Wort sehr häufig, und oft
mit Hebraismen vor, welche außer der biblischen Schreibart nicht
nachgeahmet werden dürfen.Anm. Antlitz lautet im Niedersächs. Antlaat
und Antlaut, bey den Gothen Andawleiz, und Wlits, bey dem Isidor Anthlutt, bey
dem Ottfried, Tatian und Willeram, Anluzzi, Anluza, Anluz, Antluzze, in dem
alten Gedichte auf Carln den Großen bey dem Schilter Antluozze, bey dem
Stryker Antlitz, bey den Angelsachsen Andwlite, bey den Isländern Andlite,
bey den Schweden Anlete, und bey den Dänen Anled. Die letzte Sylbe dieses
Wortes ist von dem alten litan, sehen, welches bey den Gothen und Angelsachsen
wlitan lautete, und womit so wohl das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , als auch das Lat. vultus,
ingleichen das Hochdeutsche lassen, und Nieders. laten, in der Bedeutung des
Scheinens, überein kommen. Selbst in den Slavonischen Mundarten finden
sich Spuren von diesem alten Zeitworte; denn das Russische Litza, und
Lischtsche, das Angesicht, das Bömische Lice, die Wangen, und Oblitschei,
das Gesicht, das Krainische Oblizhje und Polnische Oblieze, beyde das Gesicht,
können die Ähnlichkeit mit litan, sehen, wohl schwerlich
verläugnen.
S. auch Blitz. Was die erste Sylbe betrifft, so
hält man sie gemeiniglich für das veraltete Vorwort ant oder ent,
gegen, wider, (
S. Ent-,) welches noch in diesem Worte und in Antwort
sein altes a behalten hat. Allein, da sich dasselbe hier nicht ohne einen
merklichen Zwang erklären lässet, so scheinet das Vorwort an sich
besser hierher zu schicken, zumahl da das Schwedische und Dänische.
Anlete, und Anled hier gleichfalls kein t erkennen, welches in den übrigen
Mundarten das t euphonicum seyn kann, welches dem n in mehrern Fällen
nachgesetzet wird. Antlitz würde also denjenigen Theil des Körpers
bedeuten, mit welchem man die Gegenstände ansiehet. [
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