Ansichtig
, adv. welches aber nur mit dem Verbo werden üblich ist.
Eines Menschen ansichtig werden, ihn erblicken. So bald er meiner ansichtig
ward. Als wir seiner ansichtig wurden. Diese Verbindung mit der zweyten Endung
der Sache ist die älteste und richtigste; ungeachtet dieses Wort,
besonders in Niedersachsen, auch häufig mit der vierten Endung verbunden
wird. Einen ansichtig werden, Less. So bald mich die Räuber ansichtig
wurden, ebend. Eben so heißt es schon in dem Theuerdanke:
Alsbald man denselben wirdt ansichtig, Kap. 33.
Anm. Ehedem war auch das einfache sichtig in dieser Bedeutung
üblich. Daß sie einander sichtig wurden, heißt es in der 1514 zu
Mainz gedruckten Übersetzung des Livius. Übrigens war ansichtig auch
in der Gestalt eines Adjectives bekannt. Den anasihtigen Christum, den vorher
gesehenen Christum, heißt es bey dem Notker Pf. 67, 16. In dem Brem.
Nieders. Wörterb. Th. 4, S. 732. wird aus einer alten Urkunde die Stelle
angeführet: Wy - bekennen unde doen kunt allen desses Breves ansichtigen.
Daß ansichtig ehedem auch für ansehnlich, ingleichen im Angesichte,
vor dem Augen, gebraucht worden, hat schon Frisch angemerket. [
369-370]