Ansetzen
, verb. reg. welches in zweyerley Gattung üblich ist.I. Als
ein Activum, eine Sache an die andere setzen, der andern setzend nähern,
und zwar,1. In eigentlicher Bedeutung. Den Stuhl zu nahe an die Wand ansetzen.
Einen Topf ansetzen, an das Feuer. Das Glas ansetzen, an den Mund, um zu
trinken. Ein Instrument ansetzen, an den Mund, um zu blasen. Sich einen
Blutigel ansetzen. Die Klauen ansetzen, einschlagen. Die Lanze, den Spieß
ansetzen. Das Eisen ansetzen, oder nur schlechthin ansetzen, in den Bergwerken,
das Eisen an das Gestein setzen, und figürlich, anfangen zu arbeiten. Die
Feder ansetzen, anfangen zu schreiben. Acht Wochen lang habe ich keine Feder
ansetzen dürfen. habe ich nicht schreiben dürfen. Den Rocken oder
Weizen ansetzen, in der Landwirthschaft, eine Art des Mähens,
S. Anhauen.Hierher gehöret auch das Reciprocum sich
ansetzen, für, sich anlegen, sich an einer Fläche fest setzen, oder
an derselben zum Vorscheine kommen. Der Weinstein setzt sich in den
Fässern an. Die Speise setzet sich in dem Topfe an, wenn sie nicht
umgerühret wird. Es haben sich viele Krystallen an dem Rande angesetzet.2.
In figürlicher Bedeutung, zwey Körper mit einander verbinden, da es
denn ein allgemeiner Ausdruck ist, der die Art der Verbindung unbestimmt
lässet. So bedeutet ansetzen bey den Schneidern und Näherinnen, so
viel wie annähen. Einen Ärmel ansetzen, noch ein Stück daran
setzen. Bey den Feuerwerkern, die Ladung eines Geschützes, einer Rakete u.
s. f. fest anstoßen; im Hüttenbaue, das Erz und die Beschickung zum
Schmelzen auftragen; bey den Buchbindern, die Deckel an die Bücher leimen,
wo das Wort auch wohl metonymisch gebraucht wird, die Bücher mit
Pappendeckeln, mit Bretern ansetzen.3. In figürlichen Bedeutung. 1)
Anschreiben, anrechnen. Einem etwas ansetzen. Wie hast du mir das angesetzet?
Das ist zu hoch, zu theuer angesetzet. Ich habe es ihnen bereits angesetzet,
auf ihre Rechnung gesetzet. Ingleichen, schätzen, taxiren. Wir sind in der
Steuer sehr hoch angesetzet. Eben so wurden in dem Lateine der mittlern Zeiten
assedare, assedere und assidere gebraucht. 2) Bestimmen, fest setzen, doch nur
von der Bestimmung einer künftigen Zeit zu einem Geschäfte. Einen Tag
ansetzen. Einen Tag zu etwas ansetzen. Ich habe ihm eine Stunde angesetzet, in
welcher ich ihn sprechen will. 3) Zu einem gewissen Gebrauche, in einer
gewissen Absicht hinsetzen. Bauern ansetzen, seßhaft machen, einsetzen.
Bäume ansetzen, anpflanzen. Essig ansetzen, Bier oder Wein hinsetzen,
damit es zu Essig werde. Dinte ansetzen, die nöthigen Stücke dazu mit
einander vermischen. Vielleicht gehöret hierher auch das Ansetzen, in der
Bedeutung der Schmelzhütten, da man das Auftragen der Erze und der
Beschickung zum Schmelzen darunter verstehet. 4) Um Geld betriegen. Einen
ansetzen. Diese Bedeutung ist im Oberdeutschen sehr üb-lich, im
Hochdeutschen aber, wenigstens in der Sprache des täglichen Umganges,
wenig bekannt.
Wer die geile Thamar küßt,Und sein Ziel dabey
vergißt,Setzt mit leerem Dunst und Wahn Niemand, als sich selber an,
Gryph.
Ansetzen kommt in dieser Bedeutung einiger Maßen mit dem
Lat. insidere überein, welches auch nachstellen bedeutete. Arripuitque
locum et sylvis insedit iniquis, heißt es bey dem Virgil, Äneid. B.
II. Auch das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - was für nachstellen gewöhnlich, und das
Schwed. und Isländ. Saetta haben noch eben dieselbe Bedeutung.II. Ein
Neutrum, welches mit dem Hülfsworte haben verbunden wird. 1) Sich mit
Ungestüm nähern, feindlich anfallen. An den Feind ansetzen. Die
Reiterey setzte muthig an. Das Schwed. ansatta ist auf gleiche Art üblich,
und Ihre bemerket dabey, daß auch das Griech. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - eben dieselbe
Bedeutung gehabt. In weiterer Bedeutung, eine Handlung mit Anstrengung
anfangen. Er setzte drey Mahl an, eine Last zu heben. 2) Fortdauern, sich in
die Länge erstrecken, doch nur in der bergmännischen R. A. das Erzt
setzt an, bleibt beständig vor Ort, dauert ununterbrochen fort, im
Gegensatze des Absetzens. 3) Fett erzeugen. Ein Thier setzt gut an, wenn es
gehörig fett wird. 4) Empfangen, doch nur von einigen Thieren. Die Stute
hat angesetzet.Das Hauptwort die Ansetzung kann in allen Bedeutungen des Activi
gebraucht werden. [
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