Der Anker
, des -s, plur, ut nom. sing. Diminutivum Ankerchen. 1) Ein
bekanntes mit Widerhaken versehenes Werkzeug, die Schiffe stehend zu machen.
Den Anker werfen, auswerfen, oder fallen lassen, ihn seiner Schwere
überlassen, damit er sich in den Grunde des Meeres einsenke. Sich vor
Anker legen, vor Anker gehen, den Anker auswerfen. Vor Anker liegen, auch in
figürlicher Bedeutung, an einem Orte stille liegen, und auf etwas warten.
Den Anker lichten, ihn wieder in die Höhe winden. Den Anker aufsetzen, ihn
auf den Kranbalken bringen. Den Anker kappen, oder abkappen, das Ankertau
abbauen, und den Anker auf der Tiefe lassen. Den Anker schleppen, oder vor
Anker treiben, wenn der Anker nicht fest hält, sondern das Schiff
wegführen lässet. Den Anker bekleiden, dessen Schaufeln mit Bretern
verbinden;
S. Ankerschuh. Figürlich ist der Anker alles was
Festigkeit und Sicherheit gewähret, daher er auch ein Sinnbild der
Standhaftigkeit und der Gelassenheit ist. Wenn auch der Hoffnung ein Anker
zugesellet wird, so bedeutet derselbe weiter nichts an, als daß diese
Gemüthsbeschaffenheit uns in den Widerwärtigkeiten erhält und
unterstützet. 2) Wegen einer Ähnlichkeit in der Baukunst,
gekrümmte Haken, Stein an Stein und Holz an Holz damit zu befestigen, und
in weiterer Bedeutung, alle diejenigen Werkzeuge, welche in den senkrecht
stehenden Mauern angebracht werden, die Festigkeit derselben zu befördern.
Diese sind von mancherley Gestalt, und bestehen gemeiniglich aus einem
Zugbande, welches an dem einen Ende ein Loch hat, in welcher der eigentliche
Anker, der oft nur eine gerade Stange ist. auswendig an der Mauer gesteckt
wird. Zuweilen haben diese Anker die Gestalt eines -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , und alsdann werden sie
Vorschieber genannt. In den Marschländern, wird der Grund, worauf ein
Deich liegt, gleichfalls ein Anker genannt, vermuthlich, weil derselbe von quer
über gelegten Balken, so wie der Anker in einer Mauer, zusammen gehalten
wird. 3) Bey den Seidenwirkern, eine Rolle, unten mit einem Bleygewichte, die
Leistenfaden damit auszuspannen.Anm. Der Nahme dieser in der Schiffahrt so
unentbehrlichen Werkzeuges, ist aus dem Griech. und Latein. -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - und ancora in
alle Europäische Sprachen und Mundarten genommen. Selbst die Pohlen nennen
dasselbe ankra, die Russen aber Jakori. Dem Plinius zu Folge hat Anacharsis,
ein Seythe, die Anker mit Widerhaken erfunden. Wenn man nun dabey annimmt,
daß auch der Nahme Seythischen Ursprunges ist, so ist sehr glaublich,
daß haben vornehmlich auf die Krümme gesehen worden.
S. Anke, Angel, Haken, u. s. f. [
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