Anfallen
, verb. irreg.
S. Fallen. Es ist:I. Ein Neutrum, welches das
Hülfswort seyn erfordert. Es bedeutet alsdann, 1) eigentlich, sich fallend
einer Sache nähern, im Fallen an etwas stoßen. Er ist an mich
angefallen. Der Baum fiel an die Mauer an. 2) Figürlich. (a) Sich schnell
einem Orte nähern, absolute gebraucht, besonders von den Vögeln. Die
Vögel fallen hier gern an, kommen gern hieher. (b) Durch einen Zufall,
besonders durch einen Todesfall in eines andern Besitz gerathen. Es ist mir ein
Lehn, eine Erbschaft angefallen. Angefallene Güter. Die Landstände
haben ihn zur Besitznehmung des ihm angefallenen Thrones einladen lassen.II.
Ein Activum, schnell und heftig angreifen, einen andern thätig und
unvermuthet beleidigen. Jemanden anfallen. Er hat mich mit dem Degen in der
Hand angefallen. Der Feind fiel das Land an. Der Hund fällt alle Leute an.
Ingleichen von dem schnellen Ausbruche einer Krankheit, oder eines Paroxysmus
derselben. Das Fieber hat ihn angefallen. In noch uneigentlicherer Bedeutung
gebrauchen die Jäger dieses Verbum von den Leithunden, wenn sie die
Fährte eifrig suchen. Der Hund fällt die Fährte muthig an.Anm.
Anfallen war in beyden Gattungen schon den Alten bekannt. Daz fiur siel sie
ana, das Feuer fiel über sie, sagt Notker Ps. 57. In der figürlichen
Bedeutung des Neutrius kommt es so wohl bey dem Stryker, als in dem
Schwabenspiegel vor, nur daß es hier mit der vierten Endung der Person
verbunden wird. Die Erben, die das Gut anvellet, Schwabensp. Was jemand erbez
anvellet, ebend. Außer dem bedeutet es in dem Schwabenspiegel auch, eine
entwandte Sache gerichtlich vindiciren. [
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