Abtreiben
, verb. irreg.
S. Treiben, welches in doppelter Gattung üblich
ist.I. Als ein Activum.1. Hinweg treiben, in welcher Bedeutung treiben von
weitem Umfange ist, und mancherley, von einander oft sehr verschiedene Mittel
in sich fasset. So sagt man, den Feind abtreiben oder ihn von der Stadt, von
den Festungswerken abtreiben, Gewalt mit Gewalt abtreiben. Die Bienen
abtreiben,
S. Abtrommeln. Ingleichen in den Rechten. Einen von
seinem Besitze, von einem Gute abtreiben. Einen von einem Kaufe abtreiben, so
wohl durch ein höheres Geboth, als auch durch das Einstandsrecht. Ferner,
einem Kinde die Würmer abtreiben, durch Arzneymittel. Sich ein Kind
abtreiben, dessen unzeitige Geburt durch Arzneymittel verursachen. Abtreibende
Mittel, in der Arzneykunst. Wie auch in dem Bergbaue, das Gestein abtreiben,
locker gewordenes Gestein völlig los brechen. In Forstwesen, Holz
abtreiben, ein Revier, einen Wald abtreiben, alle darin befindliche Bäume
fällen und wegschaffen. So auch nach einer bey den mit ab zusammen
gesetzten Zeitwörtern sehr gewöhnlichen Metonymie, in den
Hüttenwerken, Gold und Silber abtreiben, alle Unreinigkeiten vermittelst
des Bleyes von demselben wegtreiben. Derjenige Schmelzer, welcher solches
verrichtet, wird daher der Abtreiber genannt, der nebst seinen Gehülfen
einen gesetzten Abtreibelohn, und zum Trinkgelde ein so genanntes Abtreibebier
erhält. Ferner beyden Jägern, einen Ort, ein Dickicht abtreiben,
alles Wildbret aus demselben treiben. Ingleichen bey den Papiermachern, das
Papier abtreiben, das gemachte Papier an den Enden mit einem großen
Reibeisen abreiben.2. Durch vieles Treiben entkräften, von dem Zug- und
Lastviehe. Das Zugvieh abtreiben, ein abgetriebenes Pferd.II. Als ein Neutrum,
mit seyn, nur in der Schifffahrt. Ein Schiff treibet ab, wenn es von seiner
Fahrt abgebracht wird. Daher die Abtreibung in den activen
Bedeutungen. [
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