Abthun
, verb. irreg. act.
S. Thun.1. Herab thun, wegthun, d. i. ablegen, abziehen,
von sich legen, und zwar, 1) in eigentlicher Bedeutung. Den Hut abthun,
abnehmen, ingleichen von sich legen. Den Mantel, die Schürze, den Ring
abthun. Den Unflath am Fleische abthun. Die Hand von einem abthun, besser
abziehen, verlassen, sich seiner nicht mehr annehmen. 2) In figürlicher
Bedeutung. (a) Abschaffen, abstellen. Eine Gewohnheit, einen Mißbrauch
abthun. Den Unterschied abthun, Opitz. In beyden Bedeutungen kommt dieses
Zeitwort im Hochdeutschen wenig mehr, im Oberdeutschen aber desto häufiger
vor, aus welcher Mundart es auch Luther in seine Bibelübersetzung
aufgenommen hat. (b) Zu Stande bringen, beylegen, weil eine Sache alsdann
gleichsam weggethan wird. Eine Rechnung, einen Streit abthun. Wir haben noch
viel mit einander abzuthun. Das ist eine längst abgethane Sache. Die
Schuld ist abgethan.2. Hinrichten, schlachten. Einen Übelthäter
abthun, im verächtlichen Verstande. Besonders gebraucht man es in den
Küchen von dem Federviehe. Ein Huhn, eine Gans, ein Paar Tauben abthun. In
Oberdeutschland wird es in der Bedeutung des Schlachtens und Hinrichtens
häufiger gebraucht.
Wozu wird so viel Vieh von euch doch abgethan? Opitz. Wie,
daß man dir den Hund zum Opfer abgethan! Ebend. Der Knabe ward
gestürzt, die Jungfrau abgethan, Ebend.
Anm. 1. In Oberdeutschland höret man dieses Verbum auch
sehr häufig mit der zweyten Endung des Substantives, für, sich einer
Sache begeben, sich ihrer entschlagen, Verzicht darauf leisten. Sich der Welt,
eines Amtes, eines Gebrauches abthun. Ingleichen mit der dritten, einer Sache
abgethan, ihr abgestorben seyn.
Wer aber ganz dem Leib ist abgethan, Und nimmt sich nur der
Himmels Sorgen an, Opitz. Bis ich der Sterblichkeit inkünftig abgethan,
Ebend.
Mehrere Beyspiele führet Haltaus h. v. an.Anm. 2.
Abthun, Niedersächsisch afdoen, in der dritten Bedeutung des Tödtens,
wird gemeiniglich zu thun, facere, gerechnet. Allein es scheint vielmehr,
daß es von tödten abstamme, welches die Niedersachsen mit Auslassung
des mittlern dt, doen schreiben und sprechen. Vielleicht haben die
Oberdeutschen, die dieses Zeitwort von den Niedersachsen entlehnet, dessen
wahre Bedeutung nicht gewußt, und es daher nicht nur zu thun (Nieders.
doon) gerechnet, sondern es auch auf gleiche Art conjugiret. Was diese
Vermuthung bestätiget, ist dieses, daß statt dessen bey einigen
Oberdeutschen Schriftstellern wirklich abtödten gefunden wird, welches
denn dem Goth. afdauthjan näher kommt. [
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