Der Ablaß
, des -sses, plur. -ässe. 1) Die Handlung des Ablassens
eines flüssigen Körpers; ohne Plural. Der Ablaß eines Teiches. +
Ohne Ablaß, besser ohne abzulassen, oder unablässig. 2) Der Ort,
durch welchen das Wasser abgelassen wird, im Gegensatze des Einlasses. 3) In
der Römischen Kirche eigentlich die Erlassung oder Milderung der
kirchlichen Strafe der Sünde, Indulgenz; ob es gleich auch sehr
häufig von der Vergebung der Sünde selbst gebraucht worden, und zum
Theil noch jetzt gebraucht wird. Ablaß geben, ertheilen, bekommen,
predigen. Daher der Ablaßbrief, diejenige Urkunde, worin dieser Ablaß
ertheilet wird; der Ablaßprediger, der den Ablaß bey feyerlichen
Gelegenheiten öffentlich verkündiget; das Ablaßjahr, ein
Jubeljahr, dessen Feuer in Rom mit vorzüglichem Ablasse versehen ist; die
Ablaßkirche, eine Kirche, welche mit vorzüglichem Ablasse versehen
ist; der Ablaßkram, der unerlaubte Handel mit dem Ablasse; der
Ablaßkrämer, der ihn treibt; die Ablaßwoche, die
Frohnleichnamswoche, u. s. f. 4) Weil in der Römischen Kirche gewisse
Tage, z. B. die Kirchweihe mit vorzüglichen Ablässen versehen sind,
so werden an verschiedenen Orten auch die an solchen Tagen angestellten
weltlichen Feyerlichkeiten Ablaß genannt. So heißt z. B. zu
Grünstadt in Thüringen der Jahrmarkt der Ablaß, und auf vielen
Dörfern werden die ländlichen Feste, welche nach der Ernte und
gemeiniglich bey der Kirchweihe angestellet werden, auch Ablässe
genannt.Anm. Ablaß von der Vergebung der Sünde gebraucht, ist ein
altes Wort, welches bey unsern ältesten Schriftstellern vorkommt. Ablazi,
Ottfr. Dar du mir ablaz hebest, in tempore misericordiae, Notk. Ps. 118, 149.
Goth. Ableta und Schwed. Ablata. Antlaß, gleichsam Entlaß, bedeutet
in der Alemannischen Mundart eben dasselbe. Antlaz, Kero; Antlaz sunton,
Vergebung der Sünden, Notk. ein Wort, welches noch jetzt in
Oberdeutschland üblich ist, wo der Frohnleichnamstag auch der
Antlaßtag, die Woche, worein derselbe fällt, die Antlaßwoche,
und der grüne Donnerstag der Antlaßpfingsttag genannt wird; weil
diese Zeiten vorzüglich mit Ablaß versehen sind. [
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