Abführen
, verb. reg. act. 1) Etwas von einem Orte ab- oder
wegführen, und zwar, (1) eigentlich, vermittelst eines Fuhrwerkes. Holz
auf Schiffen abführen. Getreide auf Wagen abführen. (2) Durch Zeigung
des Weges, Vorstellung der Bewegungsgründe u. s. f. Durch Leitung. Das
Wasser von einem Orte, aus dem Flusse abführen, ableiten. Durch Befehl.
Die Armee abführen, aus dem Lande. Die Wache abführen, von ihrem
Posten. Mit Gewalt. Jemanden in die Knechtschaft abführen. Durch
Arzeneymittel. Unreinigkeiten aus dem Leibe abführen, bey den Ärzten;
daher abführende Arzeneymittel, laxantia, purgantia. Eine Abführung
einnehmen, zum Abführen einnehmen. Abführende Gefäße, in
den thierischen Körpern, welche Blut, Wasser u. s. f. von den Theilen ab-
und nach dem Herzen zuführen, vasa abducentia. Abführende Muskeln,
die von dem Mittelpuncte ab, und nach außen zu leiten, musculi abducentes.
Durch Beredung, Beyspiel u. s. f. Einem die Kunden abführen, bey den
Handwerkern, Krämern und Kaufleuten, sie zu sich rufen oder locken.
Ferner, einen von seinem Vorhaben abführen, ihn von der Tugend, von dem
Laster abführen, u. s. f. (3) * Von dem rechten Wege führen, irre
führen, verführen; im Hochdeutschen ungewöhnlich. Der
abgeführte Sinn, Opitz. (4) Eine Schuld abführen, sie bezahlen. (5)
Einen abführen, im gemeinen Leben, ihn mit einer Beschämung
fortschicken. Das heißt, oder das war abgeführt! (6) Sich
abführen, in verächtlicher komischer Bedeutung, weggehen, abgehen,
besonders wenn solches mit einiger Beschämung geschieht. Ich sehe, er
führet sich schon ab, ohne daß ich ihn beurlaube, Weiße.
Packt seinen Kram Hübsch wieder ein und führt sich
ab, Wiel.
2) Durch Führen, d. i. durch den Gebrauch abnützen.
Ein abgeführtes, abgetragenes, Kleid. Ein abgeführtes,
abgenütztes, Eisen, in den Bergwerken.3) Völlig fertig, zur
Vollkommenheit führen, ziehen. So heißt bey den Drahtziehern
abführen, den aus dem Groben bis zur Dicke eines kleinen Fingers gezogenen
Draht, in verschiedenen Zugeisen verfeinern, bis er die Stärke einer
Stricknadel erhält; welche Arbeit wieder in das grobe und feine
Abführen getheilet wird, und vermittelst der Abführeisen auf dem
Abführtische geschiehet. [
39-40] Anm. In der R. A.
sich abführen, welche heut zu Tage mit einem verächtlichen
Nebenbegriffe verbunden ist, hatte das Zeitwort führen ehedem eine
anständige und gute Bedeutung. Ottfried singt z. B. B. 3. K. 14. V. 17.
von dem blutflüssigen Weibe:
Sie ganz sich thana fuarta, Sie ging gesund von dannen.
Aber B. 3. K. 17. V. 87. hat es doch schon einen
schimpflichen Nebenbegriff:
Sich thanana uz tho fiartun, So sie thaz gehortun, Sie schlichen
sich (beschämt) von dannen, Da sie dieses höreten.
Von der R. A. ein abgeführter Mann,
S. Abvieren. [
41-42]