+ Abfällig
, adj. et adv. von Abfall, welches nach Art aller solcher
Adjectiven auf ig etwas anzeigen würde, was gewöhnlicher Weise
abfällt, z. B. Blätter, Blumen, u. s. f. Allein in dieser
Bedeu- [
33-34] tung scheint es nur in Oberdeutschland
üblich zu seyn. So saget zum Beyspiel Bluntschli, ein Zürchischer
Geschichtsschreiber: das Laub blieb an den Bäumen, so daß weder
Reifen noch Schnee selbiges mögen abfällig machen. Am häufigsten
wird dieses Beywort in der figürlichen Bedeutung, und auch hier oft sehr
unrichtig gebraucht. Z. B. ein Abfälliger in der Religion, von einem, der
wirklich abgefallen ist, besser ein Abgefallener. Abfällig werden,
für abfallen, und abfällig machen, für zum Abfalle bewegen,
möchten sich noch eher vertheidigen lassen. Luthers Wortfügungen,
einem abfällig werden oder machen, für von einem, 5. Mos. 2, 4. Es.
36, 7. und die noch ungewöhnlichere, Judas machte viel Volks abfällig
ihm nach, Apg. 5, 37. taugen nichts. Abfällige leere Entschuldigungen,
für ungegründete, die von sich selbst dahin fallen, kann man den
Kanzeleyen überlassen. [
35-36]