Ä
ein einfacher Vocal, welcher einen Mittellaut zwischen dem a
und hohen e hat, und so, wie das a, bald gedehnt, bald aber auch geschärft
ausgesprochen wird. Die meisten Sprachlehrer haben diesen Buchstaben für
einen wahren Doppellaut ausgegeben; andere haben solches geläugnet, und
Gründe für ihre Meinung angeführet, die aber größten
Theils wenig oder gar nichts beweisen. Indessen ist doch der Streit sehr leicht
zu entscheiden, wenn man nur den Laut selbst von dem Zeichen des Lautes
unterscheidet. Der Laut an und für sich selbst, wird mit einer eben so
einfachen Öffnung des Mundes hervor gebracht, und läßt so wenig
doppeltes oder zusammen gesetztes hören, als die Laute a, e, i, o und u;
und wenn er gleich ein Mittellaut zwi dem a und e ist, so folgt daraus noch
nicht, daß er aus diesen beyden Vocalen [
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stufenweise von einander unterschieden, und wenn man die Mundarten mit in
Anschlag bringt, so werden diese Stufen unmerklich. Im Deutschen würde es
nicht schwer fallen, zwanzig solche Vocalen anzugeben, deren Unterschied dem
Gehöre noch immer merklich genug ist;
S. Lamberts neues Organon Th. 2, S. 47. Warum sollen
aber alle diejenigen Doppellaute heissen, die sich von den fünf am meisten
hervorstechenden Vocalen mehr oder weniger entfernen? Noch eins, welches
besonders das ä betrifft. Es hat eben denselben Laut, den das erste e in
Besen, lesen, Wesen und hundert andern Wörtern hat. Machte der Laut einen
Buchstaben zum Doppellaute, so müßte man dieses e auch einen
Doppellaut nennen, welches doch noch niemanden eingefallen ist.Aber nun zu dem
Zeichen. Gemeiniglich schreibt man die Laute ä, ö, ü, durch Ae,
Oe und Ue, und in der kleinen Schrift durch ae, oe, ue und sind nun freylich
doppelte Buchstaben, die aber darum keine Doppellaute machen. Als die Deutschen
die Lateinischen Buchstaben annahmen, so finden sie in denselben für die
Vocale nur fünf Zeichen, und sie hatten doch deren mehr nöthig. Sie
halfen sich also dadurch, daß die theils diese Zeichen zusammen setzen,
theils den am meisten verwandten Lauten einerley Zeichen gaben. Unwissenheit,
Verschiedenheit der Meinungen und vielleicht auch der Mundarten, und die nur
nach und nach geschehene Annahme des Lateinischen Alphabetes machten, daß
man dabey nicht gleichförmig zu Werke ging; und daher kam es, daß man
besonders den Laut ä in einigen Fällen durch das Zeichen a, in andern
aber durch ein bloßes e ausdruckte. Die Sprachlehrer, welche selten
philosophische Köpfe haben, blieben bey dem Zeichen stehen, und so wurden
aus ae, oe, und ue Doppellaute, da man sie höchstens Doppelbuchstaben
hätte nennen können. In der größern oder so genannten
Versal-Schrift machte man es in den Druckereyen noch ärger, und setzte den
andern Vocal aus Armuth an Schriftzeichen gar daneben, Ae, Oe, Ue. Wie viele
Schwierigkeiten solche Kindern und Ausländern in Erlernung des Lesens
macht, und wie viele Verwirrung solches in einem Wörterbuche nach
alphabetischer Ordnung anrichtet, ist leicht einzusehen. Man hat daher in
diesem Wörterbuche für die drey Selbstlaute ä, ö, und
ü, sowohl in der größern als kleinern Schrift, besondere Zeichen
gewählet, die der Natur der Sache hoffentlich mehr angemessen, und nicht
so vielen Mißdeutungen unterworfen seyn werden. Man muß daher auch
diejenigen Wörter, welche sich mit diesen drey Selbstlautern anfangen,
nicht in Ae, Oe und Ue, sondern nach Maßgebung des darauf folgenden
Consonanten aufsuchen. Von dem Gebrauche dieses Vocals
S. Orthogr. Th. 1, S. 140. [
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