Der Zirkel
, [
1725-1726] des -s, plur. ut nom. sing.
Diminut. das Zirkelchen, ein Wort, welches so wohl von einer gewissen runden
Figur, als einem Werkzeuge gebraucht wird. 1. Eine runde Figur, deren Umkreis
in allen Puncten gleich weit von dem Mittelpuncte abstehet. (1) Eigentlich, da
es denn bald die Linie, welche den Umkreis bildet, bald die daraus entstehende
Figur, bald aber auch die Fläche bezeichnet, obgleich diese Begriffe, wenn sie
bestimmt ausgedruckt werden sollen, durch Zirkellinie, Zirkelfigur und
Zirkelfläche gegeben werden müssen. Einen Zirkel machen, beschreiben, eine
solche Linie, oder Figur. (2) Figürlich. (a) In einem Zirkel, oder Kreis
gestellte Dinge. So werden besonders an den Höfen die Versammlungen der Damen,
da die Damen in einem Kreise um die Königinn oder Fürstinn stehen, Zirkel
genannt. In noch weiterer Bedeutung ist der Zirkel, so wie Kreis, eine jede
Versammlung von Personen gewisser Art. Die Fürsorge für das Glück unserer
Verwandten ist außer dem Zirkel unsers eigenen Hauses die nächste Pflicht, die
uns die Vorsicht anweiset, Gell. Das Lesen eines Meisterstückes kann zugleich
einen ganzen Zirkel ergetzen, eb. ders. (b) Eine Reihe von Veränderungen,
welche nach einer gewissen Zeit immer wieder von vorn anfangen, oder
gleichartig werden. Das Leben dieser Welt ist ein beständiger Zirkel von
Handlungen und äußern Beschäftigungen. - Würden sie sich nicht gern in diesen
Zirkel stiller und wahrer Freuden mit ihr eingeschlossen haben? Weiße. In einer
etwas andern Bedeutung ist der Zirkel (c) zuweilen eine Reihe zusammen
gehöriger, mit einander verbundener Veränderungen.
Doch weil die Macht von manchen Fällen Den Klügsten aus dem
Zirkel reißt, Günth.
(b) Ein Zirkel im Definiren, im Schließen, u. s. f. in der
Logik, ein Fehler, wenn man im Definiren oder Schließen wieder auf den Begriff
zurück kommt, von welchem man ausgegangen ist, an statt daß die Begriffe in
einer Reihe an einander gehänget werden, und gleichsam in gerader Linie
fortgehen sollten. 2. Ein Werkzeug, eine Zirkellinie zu beschreiben, welches
gemeiniglich aus zwey oben in einem Kopfe beweglichen, unten aber spitzigen
Schenkeln bestehet, dahin der Handzirkel, Bogenzirkel, Haarzirkel, Hohlzirkel,
Stangenzirkel u. s. f. gehören. Anm. Das Wort ist freylich aus dem Lat.
Circulus entlehnet, und wird daher gemeiniglich Cirkel geschrieben. Allein, da
es im Deutschen schon alt ist, und daher auch in der Endsylbe Deutschen Wörtern
gleich gemacht worden, so kann man es zu Anfange nach Deutscher Art und Sitte
schreiben, und es als einen völligen Deutschen Bürger betrachten. Im Latein.
unterscheidet man die Linie oder Figur Circulus von dem Werkzeuge Circinus;
allein im Deutschen gebraucht man das erste für beyde. Eine orthographische
Grille war es, wenn es einige in der ersten Bedeutung Cirkel, in der zweyten
aber Zirkel schreiben wollten, indem die Unterscheidung mehrerer Bedeutungen
durch die Orthographie theils wider die Analogie der Deutschen Sprache, theils
auch in tausend andern Fällen unmöglich ist. Im Niederdeutschen ist für das
Werkzeug das Wort Passer üblich. [
1725-1726]