Die Zerte
, [
1693-1694] plur. die -n, oder der Zerter,
des -s, plur. ut nom. sing. ein im Hochdeutschen mit der Sache selbst
veraltetes Wort, diejenige Art von Urkunden zu bezeichnen, da ein Vertrag auf
einem und eben demselben Bogen zwey Mahl geschrieben, und hernach der Bogen in
der Mitte eckig, oder auf andere irreguläre Art durchschnitten ward, da denn im
Fall der Klage beyde Theile zusammen passen mußten; daher denn in weiterer
Bedeutung auch wohl ein jeder Vertrag eine Zerte genannt wurde. In manchen
Gegenden, besonders auf dem Lande, ist diese Art von Urkunden noch üblich, und
dort kennet man auch noch dessen Nahmen. Anm. Frisch und andere lassen dieses
Wort auf eine sehr unschickliche Art von dem Lat. certus abstammen.
Wahrscheinlicher ist die Ableitung derer, die Zerte auch Charta verderbt seyn
lassen, zumahl da bekannt ist, daß dergleichen Urkunde ehedem Chartae
indentatae genannt wurden. Indessen läßt es sich, auch füglich als ein altes
echt Deutsches Wort betrachten, von zerren, reissen, oder vielmehr von dessen
Stammworte zaren, theilen, spalten, welches noch in dem alten Gedichte auf
Carln den Großen bey dem Schilter vorkommt, so daß Zerte eigentlich eine
getheilte, oder gespaltene Urkunde bedeuten würde, welches sie denn auch
wirklich ist.