2. Die Zeile
, [
1673-1674] plur. die -n. 1. Eine jede
gerade Reihe oder Linie von Dingen einer Art; doch nur noch in einigen Fällen
des gemeinen Lebens, indem sonst Reihe dafür üblicher ist. Im Feldbaue wird der
Mist in Zeilen geschlagen, wenn er in Haufen in gerader Linie auf das Feld
geführet wird. Das Kraut wird zeilenweise, oder in Zeilen gesteckt, in gerader
Linie. Eben daselbst heißt eine Reihe nieder geschlagenes Buschholz, das
gehauene und in eine Reihe gelegte Getreide u. s. f. eine Zeile, in manchen
Mundarten auch eine Zahl, und in andern Gegenden ein Jahn. Eine Reihe über
einander stehender Fruchtkörner in den Ähren heißt gleichfalls eine Zeile, so
wie auch die Sporer die Reihen Zähne in den Striegeln Zeilen nennen. Eine Zeile
Semmel, bey den Bäckern, eine Reihe an einander befindlicher Semmeln. In
manchen Gegenden heißt eine Reihe Häuser, und folglich auch eine Gasse, eine
Zeile. So ist z. B. die Wollzeil in Wien die Wollgasse. Ja, im Oberdeutschen
wird dieses Wort in den gemeinen Sprecharten fast in allen Fällen für Reihe,
oder gerade Linie gebraucht; eine Zeile Stühle, Gläser u. s. f. Die Bäume nach
der Zeile pflanzen. Im Hochdeutschen gebraucht man es 2. nur in engerer
Bedeutung, von einer Reihe Buchstaben oder Wörter. In der ersten, zweyten
Zeile. Gerade, krumme Zeilen. Ein Paar Zeilen an jemanden schreiben, einen
kurzen Brief. Anm. Das Wort ist im Oberdeutschen alt, indem zila schon im
Ottfried eine Linie ist. Es stammet allem Vermuthen nach von ziehen ab, und
zwar aus eben dem Grunde, aus welchem auch Reiza, in den Monseeischen Glossen
eine Linie bedeutet, von reißen, ducere, ziehen.