Wünschen
, [
1625-1626] verb. reg. act. ein bestimmtes
Verlangen nach einem künftigen Gute hegen und äußern. So wohl mit dem Accusativ
der Sache und dem Dativ der Person. Einem alles Gute wünschen. Sich den Tod
wünschen. Das ist ein Mann, wie ich mir ihn wünsche. Einem Glück wünschen, ihm
Glück auf die Reise, oder zur Reise wünschen. Sich reich, gelehrt, wünschen.
Der Menschenfreund wünscht alle glücklich. Seine so lange gewünschte Ankunst.
Als auch mit daß. Ich wünsche nicht, daß es geschehe. Und, obgleich seltener,
mit dem Accusative und Infinitive. Ich wünsche, ihn kennen zu lernen, ihn nie
wieder zu sehen. So auch das Wünschen. Das Substantiv, die Wünschung, ist nur
in Zusammensetzungen üblich. Anm. Schon bey dem Ottfried wunsgan, im Schwed.
önska, im Engl. to wish, im Böhm. winssowati. Die eigentliche Bedeutung des
Wortes ist dunkel, obgleich nicht dessen Form und Abstammung. Aus dem sch
erhellet, daß es abgeleitet ist, und daß es nur auf die Sylbe wun oder wün
ankommt. Vielleicht ist es eben dieselbe, welche in dem Intensivo Wonne, oder
dem Schwed. ähnlichen Intensivo unna, verlangen, begehren, zum Grunde liegt,
und vielleicht eine alte Interjection des Verlangens gewesen ist. Im
Oberdeutschen hat dieses Verbum noch ein irreguläres Participium gewunschen,
für gewünscht. Wünschen, verlangen, begehren, mögen u. s. f. bezeichnen
einerley Hauptbegriff mit verschiedenen Nebenbegriffen. In Ansehung des ersten
sind sie Synonymen; in Ansehung der letztern aber nicht. Diese Nebenbegriffe
haben aber immer ihren Grund in dem Baue und der Abstammung eines Wortes, daher
die Unterschiede zwischen so genannten Synonymen sich ohne Rücksicht auf diese
nie genau bestimmen lassen. Es erhellet voraus zugleich, daß, wenn der Bau
eines Wortes, oder die eigentliche Bedeutung der Wurzelsylbe dunkel ist, auch
der Unterschied schwer und oft gar nicht zu bestimmen ist. Wünschen ist zum
Theil in diesem Falle. Zwar scheinet es vermöge des sch ein Intensivum oder
Iterativum zu seyn, welches ich durch den Beysatz eines bestimmten Verlangens
auszudrucken gesucht; allein, die Wurzelsylbe ist noch dunkel. Verlangen ist
ein tropischer Ausdruck, der von dem Ausstrecken der Hand oder der Arme nach
dem verlangten Gegenstande hergenommen ist. Begehren, oder vielmehr dessen
Wurzel ger, ist eine Onomatopöie, wie noch mehr aus dem Intensivo girren,
erhellet; daher ist es auch von einem weit eingeschränktern Gebrauche, ob man
es gleich in der neuern Philosophie als einen allgemeinen Ausdruck des
Hauptbegriffes gebraucht hat, wozu es mir doch nicht schicklich zu seyn
scheinet. Die Onomatopöie schließt immer etwas sinnliches mit ein.
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1625-1626]