Werben
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1493-1494] verb. irreg. ich werbe, du
wirbst, er wirbt, wir werben, u. s. f. Prät. ich warb, Conj. daß ich würbe;
Particip. geworben; ein sehr altes Wort, ehedem von einem sehr weiten Umfange
der Bedeutung, welches jetzt nur noch in einigen wenigen Fällen gebraucht wird.
1. Als ein Neutrum, mit dem Hülfsworte haben. 1. Im Umlaufe, oder vielmehr im
Gewerbe seyn, circuliren; eine seltene Bedeutung, welche mir nur in einigen
Chursächsischen Verordnungen vorgekommen ist. Von seinem in hiesigen Landen
gelegenen oder werbenden Vermögen. - Die von werbenden baren Mitteln fällige
Zinsen. 2. Etwas zu erhalten suchen, sich Mühe um etwas geben, wie sich
bewerben, da denn der Gegenstand um bekommt, um etwas werben. Aber auch in
dieser Bedeutung ist es von einem sehr eingeschränkten Gebrauche, indem man es
von der Bemühung gebraucht, ein Amt, jemandes Gunst, und besonders die
Einwilligung eines Frauenzimmers zur Ehe, zu erhalten. Um ein Amt, um einen
Dienst werben. Durch Drohn und Schmeicheleyen warb er um meine Gunst, Weiße. Um
eine Person werben, sie zur Gattinn zu erhalten suchen. Für einen andern
werben. Für seinen Sohn um jemandes Tochter werben.
S. auch Anwerbung. 2. Als ein Activum. 1. Durch
Bemühung, durch Arbeit bekommen, wie gewinnen; nur noch in der gemeinen
Sprechart mancher Gegenden. Viel Heu werben, einernten, gewinnen. Daher die
Heubewerbung, der Heugewinn, Heuwachs. Die Mühle hat auf dem See die
Rohrwerbung, hat das Recht, das Rohr zu bauen und zu nutzen. 2. Soldaten
werben, Truppen werben, zu Kriegesdiensten annehmen. Mit Gewalt werben, zu
Kriegesdiensten zwingen. Auch absolute. Man wirbt jetzt hier, es wird stark
geworben.
S. auch Anwerben. So auch das Werben und die Werbung.
Das letztere vielleicht nur allein in der letzten Bedeutung, von der Handlung
des Annehmens zum Kriegesdienst. Alle fremde Werbungen verbiethen. Anm. Schon
im Kero und Isidor hwerban, im Ulphilas quairban, im Schwed. verfva, im
Nieders. warben. Der erste ursprüngliche Stammbegriff ist ohne Zweifel die
Bewegung um seine Achse, wovon noch Wirbel ein Überbleibsel ist. Nach einer
gewöhnlichen Figur bedeutete es hernach eine jede lebhafte Bewegung, und die
damit verbundene Handlung; besonders gehen, reifen, eine der ältesten, schon im
Kero befindliche Bedeutung, ferner arbeiten, durch Arbeit bekommen, erwerben,
Handel und Wandel treiben, wovon noch Gewerbe übrig ist, streben, trachten,
verursachen, einem Ungemach werben, u. s. f. Im Niedersächs. ist wervelik noch
jetzt hurtig. Werfen ist genau damit verwandt. [
1493-1494]