Die Weisheit
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1465-1466] plur. car. 1. Der Zustand, da
man viel weis, mehr Kenntnisse und Einsichten, als andere; die erste und
älteste Bedeutung, welche unmittelbar in den Abstammung gegründet ist, und so
wohl noch im gemeinen Leben, als in der höhern Schreibart, gebraucht wird. Auch
bey den Griechen war hier nichtlateinischer Text, siehe Image so
viel als Gelehrsamkeit, und hier nichtlateinischer Text, siehe
Image ein Gelehrter. Seine Weisheit ausschütten, im gemeinen Leben. 2.
In engerer Bedeutung ist es die Fertigkeit, zu rechtmäßigen Absichten die
bequemsten Mittel zu wählen; wo es mit Klugheit beynahe gleich bedeutend ist,
nur daß es theils edler ist, theils einen höhern Grad dieser Klugheit
bezeichnet.
Die Weisheit schränkt sich nicht auf kaltes Wissen ein: Ein
Kopf im Doctor-Hut kann noch sehr thöricht seyn. Dusch.
3. In der Deutschen Bibel ist Weisheit, im Gegensatze der
Thorheit, die Fertigkeit, seine vorzügliche Erkenntniß des Guten thätig zu
machen, d. i. die Fertigkeit eines tugendhaften Wandels. 4. In einigen alten
Städten ist Ew. Weisheit, Ew. Wohlweisheit, Ew. Hochweisheit, ein abstracter
Ehren-Titel vornehmer obrigkeitlicher Personen, z. B. der Regierungsräthe, da
es denn von mehrern Personen auch im Plural üblich ist. Anm. Bey dem Ottfried
und Notker schon wisheit, bey dem Willeram und andern mit einer andern
Ableitungssylbe weistuom, wistum. Es ist von weise, oder vielmehr dem alten
weis, in der R. A. einem etwas weis machen, und vermittelst desselben mit
wissen nahe verwandt. Ehedem war auch Spehin, Spahida und Kefinecheda für
Weisheit üblich; erstere von spähen, und letzteres vermuthlich von Sinn.
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1465-1466]