Wehe
, eine Partikel, welche auf gedoppelte Art gebraucht wird. 1.
Als eine Interjection, welches ihre erste und ursprüngliche Bestimmung ist. (1)
Als ein natürlicher und thierischer Ausruf eines empfundenen heftigen
Schmerzens. Weh! An Weh! Ach und weh schreyen. In welchem Falle sie nie ein e
am Ende bekommt. (2) Ein bevorstehendes oder schon gegenwärtiges Unglück
anzukündigen, mit dem Dative der Person; in welcher Bedeutung sie das e am Ende
bald bekommt, bald nicht bekommt. Wehe mir Armen! Wehe den Heuchlern! Wehe den
Gottlosen! Wehe mir, wehe des nahmenlosen Jammers! Weiße.
Weh dem zerrissenen Staat, Der Wollen zu Gesetzen, zu Bürgern
Frevler hat, Dusch.
2. Als ein Adverbium, Comparat. weher, Superlat. am wehesten,
Schmerzen verursachend, doch nur mit einigen Verbis; bald weh, bald wehe. Am
häufigsten mit thun. Es thut mir wehe, es schmerzet mir, so wohl von physischen
als moralischen Schmerzen. Wenn dir der Kopf wehe thut, wenn du Kopfschmerzen
empfindest. Es that ihm kein Finger wehe. Einem wehe thun, ihm Schmerzen
verursachen. Es mag dir wohl weh thun, das deine Schwester so reich heirathet,
es mag dich kränken, Gell. Es thut mir in der Seele weh. Ein Lobspruch, den ich
mir nicht zueignen kann, thut mir weher, als ein verdienter Verweis, Gell. Was
mir am wehesten thut, ist ec. Im Oberdeutschen gebraucht man es auch noch mit
dem Verbis seyn und werden, mit welchen es aber im Hochdeutschen ungewöhnlich
ist. Es ist mir wehe, ich befinde mich nicht wohl, es ist mir übel. Es wird mir
wehe, übel. Ingleichen figürlich, es ist ihm weh darnach, er sehnet sich
darnach. Anm. Die Interjection lautet schon von den ältesten Zeiten an we, bey
dem Ulphilas vai, im Wallisischen gwae, im Angelsächsischen wa, we, im
Englischen wo, woe, im Lat. vae, im Griech. hier nichtlateinischer Text,
siehe Image u. s. f. daher man sie, so wie ach! o! und andere ähnliche
immer einen Naturlaut halten kann.