Wanken
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1381-1382] verb. reg. neutr. welches das
Hülfswort haben erfordert, sich langsam hin und her bewegen. 1. Eigentlich. Das
Erdbeben machte, daß die Häuser wankten. Das wankende Rohr. Ich will jetzt
durch den kleinen Hain des wankenden Grases hinsehen, Geßn. Besonders vor
Schwäche, Ohnmacht. Im Gehen wanken. Mit den Füßen wanken. Seine wankenden
Schritte verrathen Angst und Entsetzen. Wenn meine Hand des plappern den Kindes
wankenden Fußtritt leitete, Geßn. Ingleichen aus Mangel der gehörigen
Festigkeit, da man das Wort in der edlern Schreibart gern für das niedrigere
wackeln gebraucht, welches vermöge seiner Bildung, ein schnelleres Hin- und
Herbewegen fester Körper bezeichnet. Der Tisch, der Stuhl wanket. 2. Figürlich.
(a) Sich ein wenig aus seiner Lage bewegen, wie weichen. Wenn du wankest, so
tödte ich dich. Die Armee fing an zu wanken. Nicht wanken noch weichen,
unbeweglich da stehen. (b) Anfangen, sich zu verändern, besonders aus einem
vortheilhaften Zustande in einen nachtheiligern zu gerathen. Der Sieg fing an
zu wanken. Das wankende Glück. So manches Herz, das auf der Bahn der Tugend zu
wanken anfing, hat an dem Freunde eine Stütze gefunden, Gell. (c) In der Rede
wanken, nicht mit sich selbst übereinstimmen, eine Sache auf verschiedene Art
vortragen. (d) In Ansehung der Entschließung, der Gemüthsstellung, anfangen,
von seinem Entschlusse, von seiner Meinung abzugehen. Viele Aufrührer fingen
bereits an, zu wanken. Diejenige Stärke der Seele, welche in keinem Sturme des
Schicksals wanket. Sein Herz glaubt vielleicht schon fest zu seyn, o wie bald
kann es wanken? So auch das Wanken. Anm. Schon bey dem Ottfried und andern
alten Schriftstellern uuankon, im Schwed. vanka. Es ist ein Intensivum von
einem veralteten Verbo, wanen, oder wenn man das n für zufällig hält, von
wegen; im erstern Falle unterscheidet es sich, dem Baue nach, von wandeln,
wandern, wenden, winden u. s. f. nur durch die Ableitungssylbe. Ehedem hatte
man davon auch das Substantivum Wank, welches so wohl eigentlich eine wankende
Bewegung, als auch figürlich, den Zweifel, (ana wank, ohne Zweifel, Ottfried,)
und das Ende bedeutete. Mit vorgesetztem Zischlaute, und darin gegründeter
Änderung der Bedeutung, ist aus wanken, schwanken gebildet. Im Niederdeutschen
ist wanken ein sehr gangbares und allgemeines Wort für gehen überhaupt, nach
eben der Figur, nach welcher ehedem auch wallen, gehen bedeutete; zu Hause
wanken, ohne daß dabey ein Nebenbegriff der Schwäche oder der unstäten Bewegung
Statt fände. In dieser Bedeutung des Gehens kommt es auch bey dem Ottfried vor.
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1381-1382]