Der Vorfahr
, [
1261-1262] des -s, plur. die -en. 1. Der
vor uns in unserm Amte oder in unserm gegenwärtigen Verhältnisse gewesen, er
lebe noch, oder sey bereits gestorben; in welchem Falle man auch wohl, obgleich
seltener, im Weiblichen Geschlechte Vorfahrinn gebraucht. Mein Vorfahr in dem
Amte. Der Vorgänger, Vorweser, im Nieders. Vorsate. 2. Personen, welche vor und
gelebt haben, im Gegensatze der Nachkommen, ehedem der Nachfahrer, in welcher
Bedeutung es nur im Plural gebraucht wird. Gott hat dieß Reich uns und unsern
Vorfahrern gegeben, St. Esth. 6, 10. Wie es ihre Vorfahren gehalten, 2 Marc.
11, 25. Vorältern sind unsere Vorfahren, so fern wir von ihnen abstammen. Anm.
Es ist von dem Zeitworte fahren, welches unter andern ehedem auch leben
bedeutete, und diese Bedeutung scheinet auch in diesem Worte Statt zu finden,
so das Vorfahr überhaupt jemanden bedeutet, der vor uns gewesen ist, es sey nun
in einem Amte oder in dem Leben. (
S. 3 Fahren.) Wachter und andere legen in der zweyten
Bedeutung ein Zeitwort fahren, zeugen zum Grunde, und erklären Vorfahren durch
Vorältern. Allein, theils ist diese Erklärung wider den Sprachgebrauch, theils
ist auch das Zeitwort fahren, zeugen, selbst so ausgemacht noch nicht. Über
dieß schickt sich diese Bedeutung zu dem noch nicht ganz veralteten Gegensatze,
Nachfahrer, nicht. Fahr stehet in beyden Bedeutungen für Fahrer, und der ersten
lautet das Wort in einigen Gegenden ausdrücklich Vorfahrer. Übrigens heißen die
Vorfahren in der zweyten Bedeutung im Isidor, bey dem Willeram, Notker u. s. f.
Fordhron, Vorderon, Forderen, die Vordern, im neunten Jahrhunderte in der
Fränkischen Mundart Forunsergiborana, vor uns geboren, in der Österreichischen
Mundart noch jetzt Vorfordern, Altvordern. So fern die Vorfahren zugleich Ahnen
oder Vorältern sind, heißen sie bey dem Ottfried Altmaga, und im Angels.
Forefathers, Forthfaederar, Holländ. Veurvaeders. Das Wort Vorfahr kommt in dem
Deutschen Livius 1514 vor. [
1263-1264]