Vielmehr
, [
1203-1204] eine Partikel, welche aus viel
und mehr zusammen gezogen ist, und mit viel mehr nicht verwechselt werden muß,
ob sie gleich in dem weitern Verstande dieser Redensart gebraucht wird. Sie ist
1. ein Nebenwort. Es ist vielmehr Einfalt bey ihm, als Betrug, wo doch das
einfache mehr üblicher ist, außer wenn durch eine Inversion das Nebenwort zum
folgenden Bindewort wird: es ist nicht so wohl Betrug, als vielmehr Einfalt. 2.
Ein Bindewort, einen Satz zu begleiten, welcher eine Art der Steigerung
bezeichnet. Ich habe dabey nichts versehen, ich habe vielmehr alles mögliche
gethan, oder, vielmehr habe ich alles Mögliche gethan. Das dient nicht Gnade zu
erwerben, sondern vielmehr Zorn und Ungnade, Judith 8, 10. Fürchtet euch nicht
vor denen, die den Leib tödten - fürchtet euch aber vielmehr vor dem u. s. f.
Math. 10, 20. Wo es allemahl eine vorher gegangene Verneinung erfordert. Ferner
im Gegensatze des viel weniger. So denn ihr - könnet euren Kindern gute Gaben
geben, wie vielmehr wird euer Vater im Himmel u. s. f. Math. 7, 11. Unter
seinen Heiligen ist keiner ohne Tadel, wie vielmehr ein Mensch, Hiob 15, 16; wo
es doch eigentlich wie vielweniger heißen sollte. Ingleichen mit einer
versteckten Verbesserung des vorher gesagten. Ein gelehrter oder vielmehr
großer Mann. Versteinertes oder vielmehr nur incrustiertes Holz. Anm. Das
getheilte viel mehr in seiner eigentlichen Bedeutung ich habe viel mehr gethan,
als du, hat auf jeder Sylbe seinen Ton; das zusammen gezogene und figürliche
vielmehr aber hat ihn nur auf der letzten Sylbe, daher es billig als Ein Wort
geschrieben wird. In dem alten Lege Ludovici et Lothar von 840 kommt für dieses
vielmehr nur das einfache mera vor; der fast gleichzeitige Ottfried aber
gebraucht für wie vielmehr, wio harto mihiles.