Verachten
, [
1175-1176] verb. reg. act. aller Achtung
unwerth halten, und diese Meinung äußern. Andere gegen sich verachten. Was
verachtest du deinen Bruder? Röm. 14, 10. Guten Rath verachten. Das ist nicht
zu verachten; der Rath ist nicht zu verachten. Ein Geschenk, eine Gabe
verachten, sie der Annahme unwerth achten. Frost und Hitze verachten, sie der
Empfindung unwerth halten.
Nur der emsige Schnitter verachtet die Strahlen der Sonne, Und
mäht fort, Zach.
Daher das Mittelwort verachtet, -er, -ste. Verachtet seyn,
werden. Ein von jedermann verachteter Mann. Ingleichen das Hauptwort die
Verachtung.
S. solches besonders. Anm. Schon bey dem Kero farhacton,
und bey dem Ottfried mit einer andern Vorsylbe abachten. Ver scheint in dieser
Bedeutung eine Figur der ersten eigentlichen Bedeutung zu seyn, und zunächst
eine Entfernung von sich weg zu bezeichnen wie in verschmähen, verstoßen,
obgleich auch der siebente Fall der ersten Bedeutung hier Statt finden kann,
nach welchem es eine Destinction, die durch das Zeitwort näher bestimmt wird,
bezeichnen würde. Mit andern Zeitwörtern heißt verachten bey dem Kero, Willeram
u. s. f. farmanen, vermanen, vermeinen, welches jetzt aber eine andere
Bedeutung hat, und bey dem Hornegk verchiesen, verkiesen, eigentlich in der
Wahl verstoßen.