Trefflich
, [
659-660] -er, -ste, adj. et adv. von
dem Zeitworte treffen. 1. * Eigentlich, nähmlich, als ein Nebenwort; eine im
Hochdeutschen unbekannte Bedeutung, in welcher die Niederdeutsche ihr dreplik
gebrauchen. Es scheinet hier von treffen, den rechten Gegenstand berühren,
abzustammen. 2. Einen hohen Grad der äußern Würde, des äußern Glanzes und
Vorzuges habend. (1) Eigentlich. Eine treffliche Gesandtschaft, welche aus
vornehmen und vielen Personen bestehet. Ein trefflicher Glanz. Ein treffliches
Haus, ein prächtiges. Eine treffliche Schönheit. Eine treffliche Summe, Zach.
11. 13.
Nicht bloß mit Schein und Farben prangen, Die nur der Pöbel
trefflich heißt, Haged.
(2) In weiterm und figürlichem Verstande. 1. Einen hohen Grad
des innern Vorzuges, der innern Güte habend. Naemann, der Syrer, war ein
trefflicher Mann vor seinem Herrn, 2 Kön. 5, 1. Ein trefflicher Verstand. Ein
trefflicher Kopf. Eine treffliche Arzeney. Es hat mir trefflich gefallen. O,
das ist trefflich! in einem hohen Grade vorzüglich. Die Munterkeit und Lebhaf-
tigkeit des weiblichen Charakters schickt sich trefflich zu dem Ernste des
männlichen, Gell. Sich trefflich halten. 2. Wichtig, eine im Hochdeutschen
veraltete Bedeutung, wofür daselbst triftig üblich ist. Eine ernsthafte und
treffenliche Sache, Bluntschli. In den Niederdeutschen Gerichten waren
drepelike Saken, ehedem wichtige Klagesachen, Criminal. Sachen. 3. In noch
weiterm Verstande wurde es ehedem sehr häufig gebraucht, einen jeden hohen
Grad, eine Intension zu bezeichnen.
Wie oft hat doch ihr Murren und Gelüsten Ihn trefflich sehr
erbittert in der Wüsten, Opitz Ps. 78.
In welchem Verstande es zwar noch nicht veraltet ist, aber
gemeiniglich nur im Scherze gebraucht wird, mit Anspielung auf den Begriff der
vorzüglichen Güte. Trefflich saufen können. Jemanden trefflich ausprügeln. Du
bist trefflich mit dem Maule. Man fing an, sie trefflich anzugaffen. Salmasius
macht über diese Stelle einen trefflichen Wirrwarr, Less. Anm. Im Oberd.
treffenlich, im Nieders, dreplik, bedreplik, im Schwedischen, wo es aber aus
dem Deutschen angenommen seyn soll, drapelig, dräpelig, dreflig. Daß es von
treffen abstamme, ist wohl gewiß, aber nicht so gewiß ist die Bedeutung dieses
Zeitwortes, welche die Figur veranlasset hat. Wachter leitet es von treffen
taugen, tüchtig seyn, und erkläret trefflich durch tüchtig; allein zu
geschweigen, daß die Bedeutung des Taugens noch unterwiesen ist, so ist in ihr
kein Grund von dem hohen Grade der Tüchtigkeit zu finden, den trefflich in
allen seinen Bedeutungen hat. Es ist auch nicht wahrscheinlich, daß trefflich
aus vortrefflich oder dem alten übertrefflich verkürzt seyn sollte, indem jenes
ohne Zweifel älter ist. Mir scheint es wahrscheinlicher, daß treffen in der
Bedeutung des schnellen und heftigen Berührens ehedem besonders von den
Lichtstrahlen gebraucht worden, das Auge schnell und heftig rühren, da denn der
Begriff des Glanzes, des äußern Ansehens, der Stammbegriff seyn würde. Auf
ähnliche Art ist prächtig von brechen, glänzen, gebildet. Übrigens wird
trefflich im Hochdeutschen in allen den Bedeutungen, in welchen es noch üblich
ist, nicht so häufig gebraucht, als das verlängerte vortrefflich, welches
eigentlich einen noch höhern Grad bezeichnen sollte, aber gemeiniglich mit
trefflich als gleichbedeutend angesehen wird.
S. auch Triftig. [
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