Trauern
, [
651-652] verb. reg. neutr. mit dem
Hülfsworte haben, 1. Traurig seyn, Traurigkeit oder Gram empfinden, und durch
äußere Merkmahle an den Tag legen, mit den Vorwörtern um und über. Niemand wird
im deinen Schaden trauern, Nahum 3, 19. Über einen Todten trauern, Sir. 22, 10.
Nach dem Lachen kommt Trauern, Sprichw. 14, 13. Es wird in dieser Bedeutung am
häufigsten in der edlen und höhern Schreibart gebraucht, indem in der Sprache
des gesellschaftlichen Umganges traurig seyn; sich grämen, kranken u. s. f.
üblicher sind, obgleich trauern einen etwas höhern Grad zu bezeichnen scheinet,
als traurig seyn, wovon der Grund in der Form dieses Zeitwortes lieget, indem
es eigentlich ein Intensivum ist. Dein Verlust ist werth, daß du um denselben
trauerst. Wenn ein verlornes Gut der Gegenstand der Traurigkeit ist, so stehet
das Vorwort um, in andern Fällen über; indessen erhellet aus den angeführten
biblischen Stellen, daß es nicht allemahl so genau genommen wird. 2. In engerer
und gewöhnlicherer Bedeutung, seine Traurigkeit um einen Verstorbenen durch
eine besondere Kleidung an den Tag legen; am häufigsten mit dem Vorworte um,
seltener mit über, im gemeinen Leben auch mit wegen. Um seinen Vater trauern.
Um einen Sohn trauert man hier nur ein halbes Jahr. Tief trauern, mit ganz
schwarzer Kleidung, Leicht trauern. So auch das Trauern. Anm. Bey dem Ottfried
in der ersten Bedeutung druren, bey den Schwäbischen Dichtern truren, im
Nieders. troren. In dem alten Fragmente auf Carl den Großen bey dem Schilter
kommt es thätig vor für betrauern, einen troren, und im Angelsächsischen hatte
man davon das Factitivum dryrmian, traurig machen. Trauern ist ein vermittelst
der Endsylbe ern gebildetes Intensivum von dem veralteten trauen, thruwen,
welches noch im Tatian, bey den Schwäbischen Dichtern u. s. f. vorkommt, und so
wohl leiden Schmerz empfinden, als auch, und zwar eigentlich, selbigen durch
äußere Merkmahle an den Tag leben, bedeutet. Dieser letzte Begriff ist
unstreitig auch der Stammbegriff, so daß trauern eigentlich kläglich schreyen,
wehklagen, bedeutet hat, und vermittelst des Vorlautes t von Ottfried riuwan,
heulen, weinen, abstammet, (
S. Reue und Röhren, schreyen.) Unser betrübt, das Holl.
troef, und das lat. tristis, unterscheiden sich nur durch die Endlaute. Unser
trauern in der zweyten Bedeutung ist noch ein Überbleibsel der sehr alten
Gewohnheit, seinen Schmerz um einen Verstorbenen durch ein trauriges
Klagegeschrey an den Tag zu legen. Die Schreibart trauren für trauern ist nur
harten Mund- und Sprecharten eigen, auch unrichtig, indem die intensive Endung
ern und nicht ren lautet, obgleich traurig, wie anderer ähnlich Wörter, wenn
ein Vocal folget, das vorher gehende e ausstoßen.