Tränken
, [
645-646] verb. reg. act. welches das
Factitivum von dem Neutro trinken ist, trinken machen, zu trinken gehen. 1.
Eigentlich, wo man dieses Zeitwort in der Sprache des täglichen Umganges so
wohl von Thieren als Menschen gebraucht. Thiere tränken man, wenn man sie
entweder zur tränke führet, oder ihnen auch das Getränk zum Mund hält; im
Nieders. söpen. In diesem letzten Verstande ist es auch von Menschen üblich.
Eine Mutter tränket ihr Kind, wenn sie ihn die Brust reicht, wofür auch stillen
üblich ist. Man tränket jemanden, wenn man ihm das Getränke einflößet, oder zum
Munde hält. Hagar füllete die Flasche mit Wasser und tränkte den Knaben, 1 Mos.
21, 19. In weiterm Vertande, das Getränk darreichen oder geben, kommt es nur
noch zuweilen in der höhern Schreibart vor, indem in der Sprache des täglichen
Umganges zu trinken geben, dafür üblicher ist. In der Deutschen Bibel findet es
sich in dieser Bedeutung mehrmahls. Und tränket ihn mit gutem Traubenblute, 5
Mos. 32, 14. Sie gaben ihm Brot, daß er aß, und tränken ihn mit Wasser, 1 Sam.
31, 11. Dürstet ihn, so tränke ihn, Röm. 12, 20. Und so in andern Stellen mehr.
2. Figürlich. 1. Die Erde mit Wasser tränken, sie mit Wasser versorgen; die
Wiesen tränken, sie wässern; mit Wollust, mit Thränen, mit Wermuth u. s. f.
tränken, in der Deutschen Bibel, im reichen Maße veranstalten. Alle diese und
andere ähnliche Arten der Ausdrücke sind nur in der höhern und dichterischen
Schreibart üblich. 2. Im gemeinen Leben tränket man auch einen trocknen Körper,
wenn man ihn von einem flüssigen durchziehen lässet. Holz mit Leim tränken,
Leimwasser darauf streichen und es einziehen lassen, um die Luftlöcher damit
auszufüllen, welches auch gründen genannt wird. Papier mit Öhl, Leder mit
Thran, einen Hut mit Leim tränken. Mit Öhl getränktes Papier. 3. Ehedem wurde
es auch für ertrinken machen gebraucht, wofür jetzt ertränken üblich ist. Im
Theuerdanke kommt es in dieser Bedeutung noch vor. So auch das Tränken. Anm.
Bey dem Ottfried drenkan, bey dem Notker drangon, im Angels. drencan, im Engl.
to drench. Es ist von trinken gebildet, wie senken von sinken, henken von
hangen u. s. f. Siehe Trinken. [
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