Der Titel
, [
607-608] des -s, plur. ut nom. sing.
Diminut. das Titelchen, Oberd. Titellein. 1) Ein Punct, kleiner Strich im
Schreiben. Bis daß Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste
Buchstab, noch ein Titel vom Gesetz, Matth. 5, 18, Luc. 16, 17. Es ist in
dieser Bedeutung veraltet, außer daß im gemeinen Leben und bey gemeinen
Schreibmeistern das Punct, so fern es im Schreiben gebraucht wird, noch
zuweilen ein Titel und nach einer unrichtigen Schreibart Tüttel genannt wird.
2) Die Überschrift oder vielmehr Aufschrift, doch nur in engerer Bedeutung, die
Aufschrift eines Buches, einer Schrift, oder beträchtlichen Theiles derselben;
die Aufschrift. Ein Buch mit einem rothen Titel. Ein langer Titel. Der
Haupt-Titel, Schmutz-Titel. Am üblichsten ist es alsdann, wenn diese Anzeige
des Hauptinhaltes eines Buches oder einer Schrift ein eigenes Blatt einnimmt.
Doch wird Columnen-Titel auch von der Überschrift der Columnen gebraucht.
Ehedem sagte man auch der Titel einer Säule, eines Grabes u. s. f. welche aber
im Hochdeutschen veraltet sind, wo man dafür lieber Aufschrift oder Überschrift
gebraucht. Auch für Titel eines Briefes ist daselbst das erste üblicher. Von
den Titeln oder vielmehr Überschriften der Psalmen gebraucht Notker Obescrift,
Forezeichin, Zeichenscrift. 3) Eine Benennung, welche jemandes Würde und Rang
in der bürgerlichen Gesellschaft bezeichnet. Diesen vornehmen, langen, großen
Titel haben. Sich den Titel eines Hofrathes kaufen. Nur den Titel eine Königs
führen. Jemanden seinen rechten Titel geben. Die Ehre bestehet nicht in Titeln,
sondern in Verdiensten. 4) Ein Rechtsgrund, Vorwand, doch nur noch hin und
wieder im gemeinen Leben. Etwas unter einem andern Titel suchen, Rechtsgrunde.
Ein leerer Titel, Vorwand. Anm. Schon der alte Übersetzer Isidors hat das Wort
Titulo. Es ist ohne Zweifel aus dem Lat. Titulus entlehnet, obgleich dieses im
Grunde mit unserm Zeitworte deuten Eines Geschlechtes zu seyn scheinet. Die
Latein. Endsylbe -ulus kommt mit unserm -el überein, ein Werkzeug, Ding,
Subject, zu bezeichnen. [
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