Der Tadel
, [
513-514] des -s, plur. ut nom. sing. 1.
Eine körperliche und in weiterm Verstande, eine jede Unvollkommenheit, ein
Fehler. Keiner unter seinen Knechten ist ohne Tadel, Hiob 4, 18. Ein Ding an
dem kein Tadel ist. Einen Tadel an etwas finden. Einem jeden einen Tadel
anhängen, etwas an ihm zu tadeln finden. Der Plural kommt zwar seltener vor,
allein, er ist doch der Sache gemäß, daher man nicht, wie von einigen
Sprachlehrern geschiehet, sagen kann, daß dieses Wort keinen habe. Viele Tadel
an etwas finden, ist eben so richtig als viele Makel. 2. Die Entdeckung einer
solchen Unvollkommenheit durch Worte, am häufigsten auch ohne Plural. Sein
Tadel ist mir unerträglich. Laß dich meinen Tadel bessern. Das verdienet keinen
Tadel. Anm. Im Dänischen Dadel, in einigen Oberdeutschen Gegenden Zadel. Die
Niedersachsen kennen dieses Wort nicht, und auch bey den ältesten Oberdeutschen
Schriftstellern hat es sich bisher noch nicht finden lassen. Indessen scheinet
es doch ein altes Wort zu seyn. Die Endsylbe bezeichnet ein Ding, ein Subject,
daher es nur auf die Sylbe Tad ankommt. Es scheinet, daß dieses körperliche
Verunstaltung, Verstümmelung, oder auch Befleckung bedeutet habe, da es denn
entweder zu dem Holländ. Todde, Fetzen, Lumpen, Engl. Tatter, Nieders. Talter,
oder auch zu dem Isländ. Tad, Koth, und vielleicht auch zu unserm Sudel gehören
würde. Mit einem andern Endlaute ist im Schwed. tälja, so wohl schneiden,
theilen, als auch tadeln. Laster, Schande, Mangel, vielleicht auch Sünde u. a.
m. bedeuten alle zunächst körperliche Verstümmelung.
S. Indessen auch Tadeln.