Der Streich
, [
431-432] des -es, plur. die -e, von dem
Zeitworte streichen, wo es doch nur in einigen Bedeutungen desselben üblich
ist, indem in andern Strich Statt hat. 1. Von streichen, mit einem Zuge, oder
einer ziehenden Bewegung hauen oder schlagen, ist der Streich zuweilen eine
solche ziehende Bewegung. So wird z. B. die Bewegung eines Penduls, indem es
sich von einem Puncte zu dem andern schwinget, ein Streich genannt. Zwey
solcher Streiche machen eine Schwingung aus. Noch häufiger ein mit einem
solchen Zuge gegebener Schlag oder Hieb. Einen Kopf mit einem Streiche abhauen,
mit einem Hiebe. Der Baum fällt nicht auf den ersten Streich. Der
Hammerstreich, ein solcher Schlag mit einem Hammer. Da es denn auch wohl für
Schläge, so fern sie eine Züchtigung sind, gebraucht wird, sie werden nun mit
der Ruthe, mit der Geißel, mit dem Stocke, mit der Peitsche u. s. f. gegeben,
wenn sie nur mit einer ziehenden Bewegung verbunden sind. Viele Streiche
leiden, Luc. 12, 47. Ich habe fünf Mahl empfangen vierzig Streiche weniger
eins, 2 Cor. 11, 24. Du wirst Streiche bekommen, mit der Ruthe oder dem Stocke.
Jemanden einen Streich geben. Nur der ist unglücklich, der sich unter den
Streichen der Zufälle beugt. Der Backenstreich, Stockstreich. Auch in der
Fechtkunst so wohl auf den Hieb als mit der bloßen Hand, ein solcher Hieb oder
Schlag. Jemanden einen Streich beybringen. Einem Streiche ausweichen, ihn
auspariren. Den Streich wohl anbringen. So auch Luftstreich, Fehlstreich,
Meisterstreich. 2. Eine schnelle oder unerwartete listige oder auch nur
muthwillige Handlung wird häufig ein Streich genannt. Ein artiger Streich, ein
artige lustige Handlung. Jemanden einen Streich spielen, ihn durch eine List
hintergehen, durch eine boshafte oder muthwillige Handlung beleidigen. Das ist
ein boshafter Streich. Verliebte Streiche. Er kann seine Streiche nicht lasse.
Diebsstreich, Possenstreich, Schelmenstreich, Staatsstreich, Hauptstreich alle
in der Bedeutung listiger, oft auch betrüglicher Handlungen; Bubenstreich,
Jungenstreich, niedrige muthwillige Handlungen. Da es denn in den niedrigen
Sprecharten oft von einer jeden Begebenheit gebraucht wird. Denke den
verwünschten Streich, der mir begegnet, Weiße. Anm. Im Nieders. Strek, im Engl.
Stroke. Das Schwed. Strek bedeutet so wohl einen Strick, als einen Streich oder
Betrug, daher Ihre die letzte Bedeutung als eine Figur von einem Fallstricke
ansiehet. Allein es scheinet, daß unser Streich in seiner zweyten Bedeutung von
dem Streichen der Fechtkunst, besonders der ältern Art derselben, sich ohne
Gewehr mit der bloßen Hand zu schlagen, entlehnet ist, indem ein solcher
Streich mit List und Geschicklichkeit angebracht werden muß. Wenn dieß nicht
wäre, so könnte man es von triegen und betriegen, Franz. tricher, Engl. trick,
Nieders. betrecken, ableiten, von welchem es mit vorgesetztem Zischlaute
gebildet worden. [
433-434]