Der Stoff
, [
397-398] des -es, plur. die -e. 1. Ein
gewirkter Zeug, welcher vielfärbige Blumen durch das Broschieren erhalten hat;
wo der Plural nur von mehrern Arten gebraucht wird. Wollener Stoff. Seidener
Stoff, welcher nur Stoff schlechthin genannt wird. Reicher Stoff, Goldstoff,
Silberstoff, in welchen Gold oder Silberfäden broschieret worden. Englisch
Stuff. In dieser Bedeutung ist es aus dem Franz. Etoffe entlehnet, welches aber
einen jeden Zeug bedeutet. 2. Eine jede Materie, aus welcher etwas wird, oder
werden soll, und in weiterer Bedeutung Ursach, Anlaß, Gelegenheit; alles in der
edlern und höhern Schreibart. Stoff zum Lachen haben. Jemanden Stoff zum Weinen
geben. Der Stoff zu einer Geschichte, zu einer Komödie. Da dieses Wort hier
eigentlich eine unbestimmte Menge oder Masse bedeutet, so ist der Plural auch
nicht gebräuchlich obgleich derselbe von einigen verursacht worden. Gedichte,
die in Ansehung ihrer Stoffe (besser ihres Stoffes), die nächste Ähnlichkeit
haben.
Schau, sagte die Natur, die Stoffe geb' ich dir, Wie du sie
brauchen kannst, das lerne selbst von mir, Dusch.
Anm. In der zweyten Bedeutung im Franz. gleichfalls Etoffe,
ehedem Estoffe, im Engl. Stuff, im Span. Estofa, im Holländ. Stoff. Im
Hochdeutschen ist dieses Wort erst in den neuern Zeiten recht eingeführet, und
von manchen, als aus dem Französischen entlehnet, verworfen worden. Indessen
scheinet es doch ein gutes altes Deutsches Wort zu seyn, indem das
Niederdeutsche Stoff, so wohl von einem Zeuge, als von einer jeden Materie
allgemein gangbar, und also wohl schwerlich aus dem Französischen entlehnet
worden ist. Man muß es daher als einen gleichzeitigen Verwandten von dem
mittlern Lat. Estoffa, und dem Franz. Etoffe ansehen, welcher allem Ansehen
nach ursprünglich mit Stück gleich bedeutend gewesen, und zu Staub, Stufe im
bergmännischen Verstande, Staffieren u. s. f. gehöret. Auch unser Zeug,
bedeutet nicht allein einen gewebten Zeug, sondern in manchen Fällen auch eine
Materie.