Der Stiel
, [
373-374] des -es, plur. die -e,
Diminut. das Stielchen, ein in einer doppelten Hauptbedeutung übliches Wort. 1.
Mit dem herrschenden Begriffe des Stehens, Stellens oder der Festigkeit, ist in
manchen Gegenden der Stiel ein unbeweglich und aufrecht stehendes Stück
Bauholz, welches unter dem Nahmen einer Säule am bekanntesten ist. Die Stiele
an einem Gebäude, die Säulen, welche die Balken tragen. Auch die ähnlichen in
die Erde eingegrabenen Säulen an einem Plankwerke heißen in manchen Gegenden
Stiele. Das Griech. hier nichtlateinischer Text, siehe Image, eine
Säule, hier nichtlateinischer Text, siehe Image ein Stamm, und
andere sind nahe damit verwandt. 2. Mit dem herrschenden Begriff der Ausdehnung
in die Länge. (1) Derjenige verlängerte Theil eines Werkzeuges, bey welchem man
dasselbe angreifet und handhaben, heißt gemeiniglich ein Stiel, besonders wenn
er eine beträchtliche Länge hat. Der Besenstiel, Hackenstiel, Hammerstiel,
Löffelstiel, Messerstiel, Pfannenstiel u. s. f. Ein Ding bey dem Stiele
anfassen. Einen Stiel zu seiner Axt suchen, einen Vorwand suchen. In
verschiedenen Fällen sind statt dessen die Wörter Hälm oder Helm, Heft, Griff,
u. s. f. üblich. (2) In dem Gewächsreiche ist der Stiel der lange dünne Theil
eines Gewächses, wodurch dasselbe mit dem Stamm, den Zweigen oder der Wurzel
verbunden wird; Petiolus L. in einigen Gegenden auch wohl Stängel. In diesem
Verstande haben so wohl die Blätter, als die Blumen und Früchte Stiele. Der
Apfelstiel, Birnstiel, Pflaumenstiel, der Stiel eines Blattes, einer Blume,
einer Beere u. s. f. Anm. In den beyden letzten Bedeutungen im Nieders. Steel,
im Angels. Stela, im Engl. Stele und Stale, im Schwed. Stjelke, welches
letztere eigentlich ein Diminutivum ist. Das Stammwort ist stehlen, stellen,
stehen u. s. f. so fern so wohl der Begriff des Festen, des Aufrechten, als
auch der Ausdehnung in die Länge in diesen Wörtern der herrschende ist. Im
Theuerdanke kommt stielen noch für stellen vor.