Der Staub
, [
307-308] des -es, plur. car. ein
Collectivum, mehrere so sehr zerkleinte Theile eines trocknen Körpers zu
bezeichnen, daß sie zwischen den Fingern unfühlbar sind, und sich leicht von
der Luft und dem Winde erheben lassen. 1. Im weitesten Verstande. Moses machte
das gegossene Kalb zu Staub, 5 Mos. 9, 21. wofür doch jetzt so wie in andern
ähnlichen Fällen Pulver üblicher ist. Wenn Staub in diesem weitern Verstande
allein stehet, so verstehet man darunter gemeiniglich die zarten unfühlbaren
Theile, welche sich von allen Körpern abreiben, sich in der Luft erheben, und
sich wieder auf andere Dinge legen. Voller Staub seyn. Den Staub abkehren,
ausklopfen. Näher bestimmet man einen solchen zerkleinten Körper durch die
Zusammensetzung: Kohlenstaub, Mehlstaub, Spreustaub, Mühlenstaub, Blumenstaub,
Feilstaub, der diesen Nahmen doch nur uneigentlich führet u. s. f. 2. In
engerer Bedeutung ist der Staub zu unfühlbaren Theilen zerkleinte Erde, oder
Sand, welche sich leicht in der Luft erheben. Ein großer, dicker Staub. Es
erhebet sich ein Staub. Der Wind erhebet den Staub. Staub machen, erregen,
diese zarten Theile in die Luft treiben. Ich erwartete nicht, daß sie den
Staub, den sie mit den Füßen aufstoßen, für Wolken ausgeben würden, Weiße.
Jemanden Staub in die Augen streuen, figürlich, ihm etwas Falsches vorbilden,
um ihn zu hintergehen. Ich weiß, daß er sich albern stellt, um ihr Staub in die
Augen zu werfen, Weiße. Besonders gebraucht man es verschiedenen figürlichen
Redensarten, den Stand der tiefsten Niedrigkeit, der Demuth zu bezeichnen. Im
Staube liegen, in der tiefsten Niedrigkeit. Jemanden aus dem Staube erheben,
hervor ziehen.
Denn sinkt der schwache Henker, den Frevelthat und Glück, Vom
(besser aus dem) Staub' erhoben hatte, in seinen Staub zurück, Dusch.
In den Staub treten, auf das verächtlichste behandeln, in
die tiefste Niedrigkeit versetzen. Ich trat dein zitterndes Alter in den Staub
der Dürftigkeit und Verachtung nieder, von Brawe. Sich im Staube krümmen, in
der tiefsten Demuth, Niedrigkeit.
Und siehst, wie sich der Stolz Der Tyranney im blutigen Staube
krümmt, Weiße.
In der höhern Schreibart gebraucht man es auch häufig
figürlich für Erde besonders wenn deren Verächtlichkeit oder Vergänglichkeit
zugleich mit bezeichnet werden soll.
Unsterblich, doch des Todes Raub, Sind wir halb Engel und halb
Staub, Cron.
3. Man hat von diesem Worte auch das Diminut. Stäubchen und
im Oberdeutschen und der edlern Schreibart der Hochdeutschen Stäublein, welches
aber nicht collective, sondern individualiter gebraucht wird, einen einzigen
solchen unfühlbaren Theil zu bezeichnen. Es ist mir ein Stäublein in das Auge
gekommen. Das Sonnenstäublein. Welches Wort denn auch für ein unmerklich
Weniges gebraucht wird. Nicht ein Stäublein, nicht das geringste. Ein Stäublein
Salz, sehr wenig. Aus dem Frisch erhellet, daß Staub, Nieders. Stoff, ehedem
auf eben diese Art gebraucht worden. Anm. Bey dem Ulphilas Stub, Stubjus, bey
dem Notker Stoub, bey eben demselben aber auch daz Stuppo, Ottfried Stubbi,
Willer. Stuppe, (welches vermuthlich ein Intensivum von Staub ist,) im mittlern
Lat. Estopa, im Nieders. Stoff, im Dän. Stöf, im Schwed. Stoft, Stybbe.
Martinius, Junius und Frisch leiten es von dem Griech. hier
nichtlateinischer Text, siehe Image, mit den Füßen stampfen, her, weil
dadurch der Staub erhoben wird, Wachter noch unwahrscheinlicher von hier
nichtlateinischer Text, siehe Image Asche. Das Griech. hier
nichtlateinischer Text, siehe Image, kann mit seinen Verwandten stäupen,
stampfen, stapfen u. s. f. allerdings als das Stammwort angesehen werden, doch
in dem allgemeinsten Begriffe, da es ein Ausdruck eines stumpfen oder dumpfigen
Stoßes ist, vermittelst dessen Körper zermalmet und zu Staub verwandelt werden;
wenn anders nicht die Erhebung in die Luft der Stammbegriff ist. (
S. Stauben, Stäuben und Stieben.) Ohne Zischlaut ist im
Isländ. Dupt, und Schwed. Doft, der Staub,
S. Duft, und mit einem andern Endlaute im Nieders. Dust,
Angels. und Engl. Dust. [
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