Der Stängel
, [
293-294] des -s, plur. ut nom. sing.
Diminut. das Stänglein, im gemeinen Leben der Hochdeutschen Stängelchen, ein
mit Stange von einem und eben demselben Stamme gebildetes Wort, nur daß es
einen kleinern in die Länge ausgedehnten Körper bezeichnet, als dieses. Am
üblichsten ist es im engern Verstande von demjenigen in die Länge ausgedehnten
Theile der eigentlichen Pflanzen, welcher sich über der Erde befindet, die
übrigen Theile der Pflanze träget, und bey den Bäumen der Stamm genannt wird.
Der Stängel einer Tulpe, einer Lilie u. s. f. Von den Grasarten ist dieses Wort
zwar auch üblich, besonders in Niederdeutschland, doch nennt man im
Hochdeutschen hier den Stängel lieber Halm, so wie bey einigen andern Gewächsen
die Nahmen Schaft, Strunk und Stiel üblicher sind, (
S. diese Wörter.) Im Niederdeutschen ist es gewöhnlich,
auch diejenigen Theile, wodurch die Blumen, Blätter und Früchte an dem Stängel
oder Stamme befestiget sind Stängel zu nennen; allein im Hochdeutschen ist
diese Bedeutung ungewöhnlich, indem man hier durchgängig das Wort Stiel
gebraucht. Der Stiel einer Pflaume, einer Kirsche, eines Apfels u. s. f. und
nicht der Stängel. Daher auch der ganze Unterschied, welchen Herr Stosch
zwischen beyden Wörtern in dieser Rücksicht macht, wenigstens für die
Hochdeutschen unbrauchbar ist. Anm. Im Schwedischen gleichfalls Stängel.
Gemeiniglich hält man diese Wort für ein Diminutivum von Stange, in welchem
Falle es denn überaus alt seyn müßte, weil es das den Verkleinerungswörtern so
eigenthümliche ungewisse Geschlecht verloren und dafür das männliche angenommen
hat. Man sieht es daher richtiger als ein mit Stange von einem und eben
demselben nunmehr veralteten Zeitworte stangen, sich in die Länge ausdehnen,
extendi, abstammendes Wort an, welches vermittelst der Ableitungssylbe el, ein
Subject, Ding, davon gebildet worden.