2. Der Stall
, [
275-276] des -es, plur. die Ställe, von
dem Zeitworte stallen, d stellen, eine Stelle, und im engern Verstande, ein
umstellter oder eingestellter, d. i. eingeschlossener und bedeckter Raum, etwas
dahin zu stellen. 1. * Im weitesten Verstande, wo es ehedem für Stelle sehr
üblich war. In dero marterero Stal, an der Märtyrer Stelle, Notker. In sinen
stal, an seiner Stelle, in den Monseeischen Glossen. In engerer Bedeutung ein
eingeschlossener Raum. Construxit Stalla nova in choro, neue Sitze, Stühle, bey
einem Schriftsteller des mittlern Zeitalters. Ingleichen ein Zimmer, eine
Wohnung. Daher war ein Stallbruder ehedem so viel als ein Kamerad. Im mittlern
Lat. ist Estallum, eine Bude. In dieser Bedeutung ist es veraltet, außer in dem
zusammen gesetzten Holzstall. 2. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist
der Stall ein eingeschlossener und bedeckter Raum Vieh in denselben zu stellen.
Der Pferdestall, Kühstall, Schafstall, Hühnerstall, Hundestall, Äntenstall,
Marstall u. s. f. wo es denn oft ein ganzes Gebäude dieser Art, ein
Stallgebäude, oft auch nur einen einzelnen abgesonderten Raum in demselben
bedeutet. Figürlich ist der Stall anhören ein Collectivum, die sämmtlichen zum
Marstalle gehörigen Gebäude mit den darin befindlichen Pferden und den zu ihrer
Wartung und Aufsicht gehörigen Personen. Daher das Stallamt, Stall-Secretär,
Stall-Apotheker, Stallschreiber, Stall-Chirurgus u. s. f. Anm. Im Nieders.
gleichfalls Stall, im Schwed. und Ital. Stalla, im Engl. Stall, bey den
Krainerischen Wenden Shtalla, im Lateinischen mit einem andern Endlaute
Stabulum, bey dem Hesychius von einem Ochsenstalle hier nichtlateinischer
Text, siehe Image.
S. 2 Stallen.