Die Spreu
, [
235-236] plur. car. ein Collectivum,
die ausgedroschenen und zerschlagenen Hülsen des Getreides und der Feldfrüchte
zu bezeichnen, welche durch das Worfeln von den guten Körnern angesondert
werden, und bey dem Getreide zugleich mit den zerschlagenen Grannen oder Agen
vermischt sind. Weitzenspreu, Rockenspreu, Haferspreu, Gerstenspreu,
Erbsenspreu, (worunter man die leeren Schalen der ausgedroschenen Erbsen
verstehet), Hirsenspreu, Leinspreu, Hanfspreu, u. s. f. Die Gottlosen sind wie
Spreu, die der Wind wegführet und zerstreuet, Hiob 21, 18. Spreu wie Korn
verkaufen, Amos 8, 6. Anm. Schon im Isidor und bey dem Ottfried Spriu, ohne
Zweifel von dem veralteten und noch im Tatian befindlichen Zeitworte spreihan,
streuen, welches mit sprühen und spreiten verwandt ist, weil die Spreu sehr
leicht von dem Winde zerstreuet, und durch denselben vermittelst des Worfelns
von dem Getreide abgesondert wird. Frisch schränket dieses Wort ohne Grund
allein auf die ausgemahlnen Hülfen des Dinkels oder Speltes ein. Im
Niederdeutschen ist für Spreu das Wort Kaff., und in Baiern Gaffter, vielleicht
Geaster, von Aster üblicher. In Meißen und vielen Oberdeutschen Gegenden
gebraucht man im gemeinen Leben für den Singular Spreu den Plural die Spreuer,
schon im Notker Spriuuuer, welcher niedrige und der anständigen Schreib- und
Sprechart ganz unbekannte Plural indessen nicht verdient hätte, von Gottscheden
in seiner Sprachkunst aufgenommen, und von seinen Freunden wider Herrn Heinzens
gegründeten Widerspruch vertheidiget zu werden.