Spreitzen
, [
231-232] verb. reg. act. welches in
doppelter Gestalt üblich ist. I. Als ein Neutrum mit dem Hülfsworte haben, in
welcher Gestalt es doch nur im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich ist, wo
es auch spratzen lautet, und mit spritzen und sprühen gleich bedeutend ist, von
welchem letztern es ein Intensivum zu seyn scheinet. Im Hüttenbaue spreitzet
oder spratzet geschmolzenes Metall, indem es, wenn Wind oder Feuchtigkeit dazu
kommt, in die Höhe steiget, und sich in Tropfen und Körnern verbreitet. II. Als
ein Activum, wo es wieder in verschiedenen Bedeutungen gangbar ist. 1. Als ein
Intensivum von spreiten und vielleicht auch von reißen, mit Heftigkeit und weit
aus einander dehnen. Die Füße auseinander spreitzen. Ein ausgeschlachtetes Kalb
aus einander spreitzen, mit Spreitzen oder Sprießeln. Die Thür aufspreitzen,
weit aufsperren. 2. Stämmen, stützen, wo der Begriff des Starren und Steifen
der herrschende ist, daher es hier auch von protzig in der ersten Bedeutung
abzustammen scheinet. (a) Eigentlich. Sich mit den Füßen an die Wand spreitzen,
stämmen. Im Bergbaue spreitzet man baufällige Zimmer, wenn man Spreitzen oder
Stützen darunter treibet. (
S. Spreitze, Sprießel, Spriet.) (b) Figürlich, sich mit
Heftigkeit widersetzen, wie sperren, doch nur im gemeinen Leben. Sich wider
jemand spreitzen. Er wird sich nicht lange spreitzen. 3. In die Höhe wachsen
machen, als ein Factitivum von sprießen, wo es doch nur figürlich, und zwar nur
im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich ist. Sich mit etwas spreitzen, groß
machen, sich dessen rühmen, sich damit brüsten, welches letztere auch damit
verwandt zu seyn scheinet. - So auch das Spreitzen.
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233-234]