Spitzfündig
, [
215-216] -er, -ste, adj. et adv.
Fertigkeit besitzend, seine Sünde, d. i. Ränke und Kunstgriffe zu erdenken, und
darin gegründet. Ein spitzfündiger Kopf, welchen man im gemeinen Leben auch
wohl einen Spitzkopf nennet. Spitzfündig seyn. Eine spitzfündige Antwort, eine
listig ausgedachte Antwort. Ehedem gebrauchte man es auch im guten Verstande
für scharfsinnig, in welchem es aber im Hochdeutschen veraltet ist; wo es nur
noch in engerer Bedeutung von demjenigen Fehler des Witzes üblich ist, wenn die
Ähnlichkeiten oder Verschiedenheiten, worauf sich ein Gedanke gründet, zu fein
und zu merklich sind, als daß sie Eindruck machen könnten. Mancher will
scharfsinnig seyn, und ist bloß spitzfündig. Anm. Die erste Hälfte ist das
Beywort spitz, so fern es ehedem auch für sein ausgedacht, listig, verschlagen,
gebraucht wurde. Die letzte Hälfte stammet von Fund, im Plural Fünde, Rank,
Kunstgriff, Erfindung her. Das Hauptwort der Spitzfund, ein listiger Rank,
Fund, kommt noch bey ältern Oberdeutschen Schriftstellern vor. Seine Spitzfünd,
H. Sachs. Voller Spitzfünd und Schwürmerey, eben ders. Hieraus erhellet
zugleich, theils daß die gewöhnliche Schreibart spitzfindig, unrichtig ist,
theils aber doch, daß dieses Wort ursprünglich nur im nachtheiligen Verstande,
von listig ausgedachten Sätzen u. s. f. gebraucht wird, welche auf den Schaden
anderer abzielen, oder höchstens, welche keinen begreiflichen Nutzen haben.
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217-218]