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Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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Seicht

, [29-30] -er, -este, adject. et adv. 1. Nicht hoch. Ein seichtes Gebirge, im Bergbaue, welches nicht hoch ist, und sich flach erhebet. Es ist in dieser Bedeutung im Bergbaue am üblichsten; doch sang auch Kleist:
O Freund, erheb mich von den seichten Hügeln Auf deinen Flügeln!
2. Nicht tief. (1) Eigentlich. Seicht pflügen, nicht tief. Besonders von dem Wasser. Ein seichter Fluß. Seichte Stellen in einem Flusse, in dem Meere, wo sie am häufigsten Untiefen heißn. Im Oberdeutschen gebraucht man es auch von Gefäßen, wenn sie nach dem Verhältnisse ihrer Größe eine geringe Tiefe haben, wofür im Hochdeutschen flach üblicher ist. Eine seichte Schüssel. (2) Figürlich, wo es dem gründlich entgegen stehet, und in diesem Verstande erst in den neuern Zeiten üblich geworden. Eine seichte Gelehrsamkeit. Ein seichter Verstand, ein seichter Kopf. Ein seichter Witz. Ein seichter Scherz.
Des seichten Glycons Bild, des Lächlers ohne Geist, Der stets die Backen dehnt, stets ihre Grübchen weist, Haged.
Anm. Entweder von siegen, in versiegen, wozu sich aber die erste Bedeutung nicht reimet, oder welches noch wahrscheinlicher ist, als ein Verwandter von sacht; zumahl da man im Bergbaue ein seichtes Gebirge auch ein sanftes zu nennen pflegt.
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