Der Sclave
, [
1759-1760] des -n, plur. die -n, Fämin.
die Sclavinn, eine Person, welcher einer andern eigenthümlich zugehöret, und
derselben folglich zu allen nur möglichen physischen und moralischen Diensten
verbunden ist. Jemanden zum Sclaven machen. Da die Gefangenen noch bey den
meisten barbarischen Nationen als solche Sclaven angesehen werden, so bedeutet
Sclave oft in engerer Bedeutung einen solchen Gefangenen. Unter den gesitteten,
besonders christlichen Nationen, sind die Sclaven nicht üblich, außer in den
Colonien der übrigen Welttheile, wo auch noch der für Vernunft und Christenthum
so entehrende Sclavenhandel geführet wird; denn der Zustand der noch in so
vielen Ländern üblichen Leibeigenen ist weit gelinder als der Sclaven, weil
jene der Willkühr ihres Herren nicht so unterworfen sind als diese. Figürlich.
Jemandes Sclave seyn, seiner Willkühr als ein Sclave unterworfen seyn müssen.
Ein Sclave seiner Leidenschaften seyn, sich von ihnen ohne Widerstand
beherrschen lassen. Anm. Im Nieders. Engl u. s. f. ohne Gaumenlaut Slave, im
Schwed. Slaf, im Franz. Esclave, im Ital. Schiavo, im Wallach. Sklabu. Es ist
nunmehr wohl ausgemacht, daß diese Bedeutung von der Nation der Sclaven
entlehnet worden, weil die ehemahligen Deutschen und andere benachbarte Völker
die Gewohnheit hatten, die Gefangenen, welche sie im Kriege von ihnen machten,
als solche eigenthümliche Knechte zu behandeln, und die Einwohner der von ihnen
eroberten Gegenden zu Sclaven zu machen, woher denn auch noch die
Leibeigenschaft in den ehedem von Sclaven und den mit ihnen verwandten Nationen
bewohnten Provinzen herrühret. Man schrieb den Nahmen dieser Nation im Latein.
ehedem am häufigsten Sclavi und im Griech. -
hier nichtlateinischer Text,
siehe Image - . In den neuern Zeiten hat man angefangen, in diesem Worte,
wenn es die Nation bezeichnet, den Gaumenlaut zu verbannen und Slaven zu
schreiben, und behauptet, daß diese Schreibart die richtigste sey; allein R. A.
Kercselich de Corbavia beweiset in seinem zu Zagrab heraus gekommenen Werke de
regnis Dalmatiae, Croatiae und so ferner aus Urkunden, daß der eigenthümliche
Nahme Sclave und nicht Slave laute, obgleich diese Russen, Dänen u. s. f.
schreiben. Daß der eigenthümliche Nahme einer Nation zu einem allgemeinen
Nennworte geworden, hat mehrere Beyspiele für sich. Frisch führet aus dem
Thomas Magister an, daß -
hier nichtlateinischer Text, siehe Image -
bey den Griechen gleichfalls einen leibeigenen Knecht bedeutet habe, weil
-
hier nichtlateinischer Text, siehe Image - , d. i. die Karier, zuerst
als Knechte verkauft worden. Übrigens wäre es der Deutschen Sprache freylich
angemessener, dieses Wort, wenn es ein allgemeines Nennwort ist, Sklave zu
schreiben; allein alsdann müßte man auch in Scorbut, Scorpion, Scrupel, und so
vielen andern das c mit dem k vertauschen, wo doch solches so allgemein noch
nicht ist, daß es zur Regel dienen könnte. [
1761-1762]