Das Schwert
, [
1745-1746] des -es, plur. die -er, Dimin.
das Schwertchen, Oberd. Schwertlein. 1) Eigentlich, das größte und breiteste
hauende Gewehr, dergleichen die alten stärkern Deutschen zu ihrer Vertheidigung
gebrauchten. Das Schlachtschwert, welches in Schlachten gebraucht wurde, und so
groß war, daß es nicht an der Seite, sondern mit beyden Händen auf der Achsel
getragen werden mußte. Das Ritterschwert, welches die Ritter tragen, und in
ihren Übungen gebrauchten. Die Churschwerter, welche Sachsen als das Zeichen
des Erz-Marschallamtes in seinem Wapen führet. Das Richtschwert, womit die
Enthauptung geschiehet, und welches zwar breit, aber gemeiniglich nicht mehr so
lang ist als ehedem. Mit dem Schwerte hingerichtet werden, enthauptet werden.
Jemanden zum Schwerte verurtheilen, enthauptet zu werden. Seitdem man
angefangen, sich statt der alten schwerfälligen Waffen leichterer zu bedienen,
und die Hurtigkeit an die Stelle der alten männlichen Stärke treten zu lassen,
sind auch die Schwerter aus dem Gebrauche gekommen, und dafür kleinere so wohl
hauende als stechende Gewehre eingeführet worden, welche denn auch ihre eigenen
Nahmen bekommen haben. Die alten Schwerter sind nur noch bey gewissen
feyerlichen Gelegenheiten üblich; indessen pflegt man das Wort in der höhern
Schreibart noch häufig für ein jedes hauendes Gewehr zu gebrauchen. Mit dem
Schwerte darein schlagen, offenbare Gewalt gebrauchen. Ein Schwert hält das
andere in der Scheide, gleiche Stärke verhindert den Ausbruch der
Gewaltthätigkeiten. Mit Feuer und Schwert verheeren, mit Brennen und
Blutvergießen. In der höhern Schreibart wird es auch oft figürlich für
offenbare Gewaltthätigkeiten, für den Krieg selbst gebraucht, in welchem
Verstande es auch in der Deutschen Bibel häufig vorkommt. 2) Figürlich, wegen
einiger Ähnlichkeit in der Gestalt. An den Schiffen ist es ein breites dickes
Bret, welches an den Bort fest gemacht, und in das Wasser hinab gelassen wird,
wenn der Wind das Schiff auf dieses Seite zu sehr neiget. Bey den Buchbindern
ist es ein Holz in Gestalt eines Schwertes, die Duernen oder Triternen in
einander zu stecken. Anm. Bey dem Ottfried, Willeram u. s. f. Suert, im
Nieders. Schweerd, im Angels. Sweort, im Engl. Sword, im Schwed. Svärd. Wachter
leitet es von dem Gothischen sveran, ehren, Frisch aber von schwer ab.
Richtiger läßt man es von wehren, Gewehr, oder auch von Schwer, so fern es
ehedem Wunde, Verletzung, bedeutete, und mit sehren in versehren
gleichbedeutend war, abstammen. Wirklich findet man, daß es ehedem von weit
kleinern Gewehren gebraucht worden. In Boxhorns Glossen ist Suert ein Dolch,
und Frisch selbst erkläret Stabschwert durch einen Degen, welchen man in einem
Stabe bey sich trug. In alten Oberdeutschen Schriften wird dieses Wort
beständig Schwert geschrieben, und im Plural lautet das t merklich hart. Erst
in den spätern Zeiten fing man an Schwerdt zu schreiben, ohne Zweifel aus
keinem andern Grunde, als die Oberdeutsche Schreibart mit der weichern
Niederdeutschen, welche Schwerd schreibt und spricht, zu vereinigen. Um der
zwey End-Consonannten willen müßte dieses Wort geschärft gesprochen werden,
Schwert, und so sprechen es auch manche Gegenden wirklich, dagegen die meisten,
selbst im Hochdeutschen, es dehnen, Schwert. Diese Dehnung hat ihren Grund in
der Etymologie, weil das t ein bloßer Ableitungslaut ist, der die gedehnte
Wurzelsylbe nicht ändern kann. Eben das gilt auch von Schwarte, Herd, Pferd, u.
s. f. welche insgesammt gedehnt werden. [
1745-1746]