Der Schreiber
, [
1651-1652] des -s, plur. ut nom. sing.
Fäm. die Schreiberinn, von dem Zeitworte schreiben. 1) So fern dasselbe sich
bloß auf die Schriftzüge beziehet, saget man wohl zuweilen, aber nur felten,
ein guter, ein schlechter Schreiber. 2) In engerer Bedeutung ist derjenige ein
Schreiber, dessen vornehmste Beschäftigung im Schreiben bestehet, d. i. der
dasjenige auf- ab- oder niederschreibet, was ihm von einem andern befohlen
wird. Ein Copist, oder dessen Beschäftigung im Abschreiben bestehet, heißt ein
Schreiber, so wie auch derjenige, welcher dasjenige niederschreibt, was ihm von
einem andern dictirt wird. Der Schreiber eines Advocaten. Sich einen Schreiber
halten. Der Geheimschreiber, welcher doch jetzt unter dem Nahmen eines
Secretärs am bekanntesten ist. In noch engerer Bedeutung werden in den
Collegiis oder obrigkeitlichen Ämtern alle diejenigen Schreiber genannt, welche
mit der Feder dienen und keine Räthe sind. Daher hat man Amtsschreiber,
Gerichtsschreiber, Postschreiber, Stadtschreiber, Landschreiber,
Steuerschreiber, Forstschreiber, Kammerschreiber, Rentschreiber,
Schiffschreiber, Bergschreiber u. s. f. Da aber dieses Wort durch den häufigen
Gebrauch, besonders von geringen Abschreibern, etwas verächtliches bekommen, so
hat man dafür in manchen Gegenden und Fällen andere Benennungen eingeführet. So
pfleget man einen Gerichtsschreiber an vielen Orten lieber einen Actuarium,
einen Schreiber in einem andern Collegio aber gern Secretarium zu nennen, ja in
manchen Gegenden bekommen alle Schreiber diesen letzten Nahmen, ungeachtet er
eigentlich nur einem Geheimschreiber zukommt. In der Schweiz heißt noch der
Syndicus eines ganzes Cantons Landschreiber. 3) In Rücksicht auf die
schriftlich vorgetragenen Gedanken und Worte ist Schreiber der Verfasser, der
Urheber eines schriftlichen Aufsatzes oder Werkes. Der Schreiber eines Briefes,
dessen Verfasser. Der Komödien-Schreiber, Kalender-Schreiber, Bücherschreiber,
Zeitungsschreiber u. s. f. Um des schon vorhin gedachten verächtlichen
Nebenbegriffes willen, wird es auch hier nicht leicht mehr außer im
verächtlichen Verstande, oder von geringen Personen gebraucht. Nur
Geschichtschreiber hat sich noch in seiner ganzen Würde erhalten. Für
Schriftsteller überhaupt, welchen schon Ottfried Scribar nennet, ist es in
Hochdeutschen veraltet. [
1653-1654]