Schonen
, [
1623-1624] verb. reg. act. 1) Sich
scheuen etwas zu thun; eine veraltete Bedeutung. Sie schonen nicht vor meinem
Angesichte zu speyen, Hiob 30, 10. Man gebraucht es nur noch zuweilen in
engerer Bedeutung, sich scheuen etwas aus- oder wegzugeben. Die Unkosten, das
Geld schonen.
Thrax schont die Pünctchen auf dem i, Um Dinte zu ersparen,
Haged.
2) Am häufigsten ist schonen, durch Behuthsamkeit vor
Verletzung, Schaden, Verminderung oder Verschlimmerung und in weiterer
Bedeutung vor unangenehmen Empfindungen zu bewahren suchen; wo es im
Hochdeutschen in der gewöhnlichen Schreib- und Sprechart mit der vierten Endung
gebraucht wird. Den Acker schonen, ihn von Verschlimmerung bewahren. Seine
Kleider schonen, sie vor Verletzung oder Abnützung bewahren. Keine Unkosten,
kein Geld schonen. Die Soldaten schonen, ihnen Beschwerden zu ersparen suchen,
ingleichen ihre Anzahl unverletzt zu erhalten suchen. Ich will ihn nicht weiter
schonen, ihn nicht weiter mit Nachsicht behandeln. Sich schonen, sich vor
Beschwerden, Ausgaben, unangenehmen Empfindungen u. s. f. zu bewahren suchen.
Ihr Ziegen und ihr Schafe, schonet, o schonet, und reißt das junge Epheu nicht
vom weißen Stamme, Geßn. Nur ein Freund schont die Eigenliebe nicht. Im
Oberdeutschen und der höhern Schreibart der Hochdeutschen auch in der zweyten
Endung. Du sollt ihrer nicht schonen, 5 Mos. 7, 16. Ein frech Volk, das nicht
schonet der Jünglinge, Kap. 28, 50. Schone mein nach deiner Barmherzigkeit,
Nehem. 13, 22. Herr! schone dein! Matth. 16, 22. Der Unkosten, der Zeit
schonen. Schonet ihr Sturmwinde, schonet des herbstlichen Schmuckes, Geßn. Mit
dem Intensivo ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich. Er schonete zu nehmen von
seinen Schafen und Rindern, 2 Sam. 12, 4. So auch das Schonen und die Schonung.
Kannst du vergessen, wie viel Schonung du ihm jetzt schuldig bist? Es war
entweder Eigennutz oder Schonung, daß er nichts entscheidendes sagen wollte.
Anm. Im Nieders. schonen, im Pohln. szanowac. Bey unsern alten Oberdeutschen
Schriftstellern kommt es wenig vor, als in den verwandten Sprachen. Es stammet
entweder von dem veralteten schon, ganz, welches noch bey dem Kaisersberg
vorkommt, her, so daß es eigentlich ganz, unverletzt, erhalten bedeuten, und
mit dem Latein. sanus Eines Geschlechtes seyn würde, oder auch, und zwar noch
wahrscheinlicher, von scheuen, von welchem es als ein Intensivum, vermittelst
der Endsylbe -nen gebildet worden, sich scheuen, schonen, sich scheuen,
entstehen. [
1625-1626]