Der Schneider
, [
1597-1598] des -s, plur. ut nom. sing.
Fämin. die Schneiderinn. Von dem vorigen Zeitworte. 1) Überhaupt, derjenige,
welcher schneidet; wo es doch nur in manchen Zusammensetzungen üblich ist. Der
Futterschneider, welcher Futter oder Häcksel schneidet. So auch der
Bretschneider. 2) In engerer Bedeutung, dessen vornehmste Beschäftigung im
Schneiden bestehet; gleichfalls nur in Zusammensetzungen. Der Bruchschneider.
Steinschneider, Stämpelschneider, Stahlschneider, Holzschneider,
Formenschneider, Leistenschneider, Gewandschneider, Schweinschneider,
Beutelschneider u. s. f. 3) In der engsten und gewöhnlichsten Bedeutung
verstehet man unter Schneider schlechthin einen zünftigen Handwerker, welcher
allerley Kleidungsstücke aus gewebten Zeugen verfertiget, wo die Benennung nur
von einem Theile seiner Arbeit, nähmlich dem Zuschneiden entlehnet ist, die man
aber ehedem für die wichtigste gehalten haben muß, weil das Zeitwort sniden im
Schwabenspiegel auch von dem Ausbessern eines Kleides gebraucht wird. Eben so
hieß dieser Handwerker im Niederdeutschen ehedem Schröder, Schröter, von
schroten, schneiden, Schwed. noch jetzt Skräddare, im mittlern Latein. Cisor,
und noch jetzt im Franz. Tailleur. Daher der Schneiderbursch, Schneidergesell,
die Schneiderarbeit, Schneiderlohn u. s. f. Ingleichen der Leibschneider,
Hofschneider, Hausschneider, Mannsschneider, Frauenschneider, Zeltschneider,
Jagdschneider, u. s. f. Da diese Handwerker, vermuthlich wegen der von ihrer
sitzenden Lebensart herrührenden schwachen Beschaffenheit ihres Körpers, bey
den übrigen stärkern Deutschen sehr frühe verächtlich geworden, so wird es auch
noch jetzt in manchen Fällen gebraucht, etwas Verächtliches in seiner Art zu
bezeichnen. So nennen die Jäger die geringen, unjagdbaren Hirsche Schneider,
und in manchen Spielen ist der Schneider derjenige, welcher nicht bloß das
Spiel verlieret, sondern auch nicht einmahl eine gewisse geringe Anzahl Augen
hat. [
1599-1600]