Schmal
, [
1553-1554] schmäler, schmälste, adj. et
adv. eine geringe Ausdehnung habend. 1. Im weitesten Verstande, da es ehedem
für klein gebraucht wurde, im Gegensatze dessen was groß ist. 1) * Eigentlich.
Smaliu Gefugele, kleine Vögel, d. i. Sperlinge, im Isidor. Smale Holz,
Gesträuch, Notker. Jetzt ist es in dieser Bedeutung im Hochdeutschen veraltet,
außer daß es noch in einigen Zusammensetzungen und Ableitungen beybehalten ist,
(
S. Schmälern, Schmalsaat, Schmalthier, Schmalvieh,
Schmalzehnte.) 2) Figürlich, geringe, schlecht; in welcher Bedeutung es
noch hin und wieder im gemeinen Leben, doch nur in einigen einzelnen R. A.
üblich ist. Smaliu Manno sind im Isidor geringe, schlechte Leute. Ein schmales
Lob haben, ein schlechtes, geringes, in einigen Oberdeutschen Gegenden. Eine
schmale Ernte, Weinlese, Messe, eine schlechte. Schmal bestehen, schlecht. Eine
schmale Besoldung, eine geringe, kleine. Ingleichen für kärglich, ärmlich,
sparsam; gleichfalls nur hin und wieder. Schmal leben, schlecht und spärlich,
in Ansehung der Nahrungsmittel. Es gehet hier schmal her, ärmlich, kärglich.
Bey schmaler Kost, Haged. schmale Bissen essen müssen, sich ärmlich, spärlich,
in Ansehung der Nahrungsmittel behelfen müssen. 2. In engerm Verstande, von
einigen besondern Arten der Kleinheit, das ist, von der geringern Ausdehnung in
Ansehung einzelner Richtungen. 1) * Für dünne, im Gegensatze des dick; eine
jetzt gleichfalls veraltete Bedeutung. Schmale Groschen wurden ehedem eine Art
dünner Groschen genannt, welche dem Frisch zu Folge nur 6 1/2 Pfennig galten.
Im gemeinen Leben sagt man zuweilen wohl noch, jemand sey schmal von Leibe, d.
i. dünn, schmächtig. (
S. auch Schmalleder.) Figürlich wurde es denn ehedem
auch wohl für mager gebraucht, im Gegensatze des fleischig, wenn Bedeutung noch
bey den Jägern üblich ist, wo ein Wild schmal und geringe heißt, wenn es mager
ist. 2) Eine geringe Breite habend, im Gegensatze des breit, welches noch die
gangbarste Bedeutung ist, in welcher es beynahe der einzige Ausdruck für diesen
Begriff ist. Schmale Tücher, schmale Leinwand, im Gegensatze der breiten. Ein
schmales Haus, ein schmaler Weg. Der Rand ist sehr schmal. Anm. Schon im Kero
und Isidor smal, im Angels. smael, im Engl. small, welches gleichfalls klein
und dünne bedeutet, im Schwed. und Nieders. smal. Es ist von dem jetzt
veralteten sma, smah, smach, klein, und figürlich, schlecht, geringe,
verächtlich, Nieders. sma, Schwed. sma, nur im Endlaute verschieden, (
S. Schmach und Schmächtig,) dagegen dem Slavon. malo,
klein, nur der Zischlaut fehlet. Da hieraus erhellet, daß diesem Worte ein
Hauch- oder Gaumenlaut anklebet, indem schmal allem Anscheine nach für schmahel
oder schmachel stehet, so würde daraus zugleich folgen, daß man dieses Wort
richtiger schmahl als schmal schreibet, zumahl da die langen Selbstlauter vor
einem stüssigen Buchstaben ohnehin gern ein h nach sich haben, (
S. H.) Ein Hauptwort ist von diesem Beyworte nicht
gangbar; denn das im gemeinen Leben zuweilen übliche Schmäle ist in guten
Schriften noch nicht aufgenommen, ob es gleich die Analogie von Breite, Dünne,
Größe, Dicke u. s. f. für sich hat.