Der Schlüssel
, [
1547-1548] des -s, plur. ut nom. sing.
Diminut. das Schlüsselchen, Oberdeutsch Schlüsselein, ein Werkzeug damit zu
schließen. 1. In der gewöhnlichsten Bedeutung, das gewöhnliche Werkzeug ein
Schloß damit aufzuschließen, oder zu öffnen. Mit dem Schlüssel aufschließen.
Der Schlüssel schließt nicht. Ein Schloß ohne Schlüssel aufmachen. Daher der
Hausschlüssel, Stubenschlüssel, Thorschlüssel, Schrankschlüssel u. s. f. Etwas
unter seinem Schlüssel haben, unter seinem Beschlusse. Der goldene Schlüssel,
das symbolische Zeichen der Würde eines Kammerherren. Den goldenen Schlüssel
bekommen, diese Würde. 2. In weiterer Bedeutung werden verschiedene Arten von
Hebel, etwas damit zu öffnen, zu spannen, Schrauben damit zu drehen u. s. f.
oft Schlüssel genannt. Die Schlüssel, d. i. Hebel mit einer eckigen Öffnung,
Schrauben damit auf- und zuzuschrauben, heißen, wenn sie sehr groß sind und
zwey Arme haben, bey den Schlössern Windeisen. Der Schlüssel zu einer Uhr, der
Uhrschlüssel, zu einem Saiten-Instrumente, die Stifte, welche die Saiten
tragen, umzudrehen u. s. f. In noch weiterm Verstande ist der Schlüssel bey den
Schustern ein Keil, welcher zwischen die zwey Hälfte eines zerschnittenen
Leistens getrieben wird, einen Schuh damit weiter zu machen. In den
Orgelpfeifen sind die Schlüssel kleine bewegliche Kasten mit einem Drahte, die
Pfeifen- löcher damit zu verschließen. 3. Figürlich. 1) Eine Gränzfestung, ein
Gränzpaß oder anderer fester Gränzort, heißt der Schlüssel eines Landes; weil
dessen Besitz das Land gleichsam öffnet oder verschließt. 2) Das Mittel eine
sonst unbekannte Sache zu erkennen. In der Musik ist der Schlüssel ein Zeichen
vor den Linien, welches zeigt, wie die vorgeschriebenen Töne richtig zu
benennen sind, und mit welcher Art von Stimme sie hervor gebracht werden
müssen. Der Alt-Schlüssel, Discant-Schlüssel, Baß-Schlüssel, u. s. f. Der
Violin Schlüssel. Das Alphabet einer verborgenen Schreibart wird ihr Schlüssel
genannt. Den Schlüssel zu einer Sache haben, das Mittel das Verborgene oder
Unbekannte in derselben zu entdecken. 3) Gewalt, Herrschaft, doch nur in der
Deutschen Bibel; daher noch in der Theologie die Gewalt von der
Kirchengemeinschaft auszuschließen, der Bindeschlüssel, die Gewalt aber wieder
in dieselbe aufzunehmen, der Löseschlüssel genannt wird. Beyde zusammen heissen
die Schlüssel des Himmelreichs. Anm. Bey dem Ottfried Sluizel, bey dem Notker
Sluzzel, im Nieders. Slötel. Es ist vermittelst der Ableitungssylbe -el, ein
Werkzeug, Subject, von schließen gebildet. [
1549-1550]